Der künftige US-Präsident Barack Obama hat am Wochenende seine außenpolitischen Kontakte verstärkt und mit mehreren Staats- und Regierungschefs telefoniert. Der russische Präsident Dmitri Medwedew gratulierte Obama nach Angaben des Kremls zu seiner Wahl und regte ein rasches Treffen an. Gemeinsam wolle man an den russisch-amerikanischen Beziehungen arbeiten.

Moskau. Obama und Medwedew hätten den Wunsch nach einer konstruktiven Zusammenarbeit geäußert, um sich gemeinsam für die weltweite Stabilität und Entwicklung einzusetzen, erklärte der Kreml am Samstag. Beide Länder hätten eine Verantwortung, ernsthafte Probleme globaler Natur anzugehen.

Zu den strittigen Themen gehören vor allem die Ausweitung der NATO auf osteuropäische Staaten und der Aufbau eines Raketenabwehrsystems der USA in Polen und Tschechien. Russland lehnt dies vehement ab und betrachtet es als Bedrohung der eigenen Sicherheit.

Medwedew hat angekündigt, Kurzstreckenraketen in der Exklave Kaliningrad (Königsberg) zu stationieren. Wann Obama und Medwedew zusammenkommen, ist noch unklar. Obama übernimmt am 20. Januar das Präsidentenamt.

Obamas außenpolitischer Berater Denis McDonough erklärte, Obama habe "ein gutes Gespräch" mit Kaczynski geführt. Darin sei es um die amerikanisch-polnische Zusammenarbeit gegangen. Zum Raketenabwehrsystem habe Obama keine Zusagen gemacht. "Seine Haltung ist wie schon im Wahlkampf, dass er ein Raketenabwehrsystem unterstützt, wenn die Technologie sich als einsatzbereit erwiesen hat", sagte McDonough.

Dagegen erklärte der polnische Präsident Lech Kaczynski in einer Stellungnahme, Obama habe die Bedeutung der strategischen Partnerschaft beider Länder betont. "Er sagte auch, dass das Raketenabwehr-Projekt fortgesetzt wird."

In Madrid sagte der spanische Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero, er habe ebenfalls mit Obama telefoniert. Beide hätten den Wunsch geäußert, sich bald zu treffen. Konkrete Pläne gebe es aber noch nicht.

Am Samstag wandte sich auch die Hamas an den designierten US-Präsidenten und erklärte, sie sei unter gewissen Bedingungen zu Gesprächen mit der künftigen US-Regierung bereit. Der im syrischen Exil lebende Hamas-Führer Chaled Maschaal sagte dem britischen Sender Sky News, Washington müsse mit seiner Organisation sprechen, wenn es den Konflikt im Nahen Osten lösen wolle. Einen Dialog werde es aber nur geben, wenn Washington "unsere Rechte und Möglichkeiten" respektiere.

Innenpolitisch hat für Obama die Bewältigung der internationalen Finanzkrise oberste Priorität. Auf seiner ersten Pressekonferenz seit seinem Wahlsieg rief Obama am Freitag in Chicago den Kongress auf, ein Paket zur Stimulierung der Konjunktur zu verabschieden - entweder schon vor dem Regierungswechsel am 20. Januar 2009 oder kurz danach. Er warnte jedoch vor zu großen Hoffnungen. "Wir stehen vor der größten wirtschaftlichen Herausforderung unserer Zeit", erklärte Obama. "Es wird nicht leicht für uns werden."

Bush sagte seinem Nachfolger eine reibungslose Machtübergabe am 20. Januar zu. "Unser Land steht wirtschaftlichen Herausforderungen gegenüber, die nicht Pause machen, bis sich ein neuer Präsident etabliert hat", sagte Bush in seiner wöchentlichen Rundfunkansprache. Er werde Obama vollständig über alle Entscheidungen informieren, die er bis zum 20. Januar noch treffen werde.