Finnischer Ex-Präsident machte sich um den Balkan verdient. Der frühere EU-Verwalter Hans Koschnick würdigt seine Arbeit.

Oslo/Helsinki. Der finnische Ex-Präsident Martti Ahtisaari (71) erhält den Friedensnobelpreis 2008. Das Nobelkomitee in Oslo begründete die Entscheidung am Freitag mit seinem jahrzehntelangen Einsatz bei der Lösung von Konflikten. Der Chef der Nobelpreis-Jury, Ole Danbolt Mjøs, nannte ihn einen "herausragenden Vermittler".

Der Finne habe in den vergangenen 20 Jahren in führender Position bei Anstrengungen zur Lösung mehrerer ernster und langwieriger Konflikte mitgewirkt. Ahtisaari gehörte seit Jahren zum engsten Favoritenkreis für den mit einer Million Euro (zehn Millionen schwedischen Kronen) dotierten Preis.

Ahtisaari hatte als Uno-Diplomat an der staatlichen Lösung Namibias von Südafrika im Jahr 1990 mitgewirkt. Zwischen 1999 und 2006 beteiligte er sich mehrfach an Bemühungen zur Konfliktlösung während des Balkan-Krieges und in der Zeit danach. Als größter Erfolg gilt Ahtisaaris Vermittlung 2005 zur Beendigung des langwierigen Bürgerkriegs in der indonesischen Unruheprovinz Aceh. Unterstützt wurde er dabei von seinem Institut "Crisis Management Initiative" (CMI).

Hans Koschnick (SPD), von 1994 bis 1996 EU-Verwalter in der bosnischen Stadt Mostar, freute sich über die Auszeichnung für den Finnen. "Martti Ahtisaari hat mit seinen Versuchen, für das Kosovo eine Lösung zu finden und dabei die Frage der Minderheiten entsprechend zu berücksichtigen, gut angefangen", sagt Koschnick (79) dem Abendblatt. Der frühere finnische Präsident habe Prozesse eingeleitet, "die zum Frieden führen können, wenn die verfeindeten Parteien dies annehmen".

Koschnick kennt Ahtisaari aus persönlichen Begegnungen und schätzt ihn als "ruhigen, zurückhaltenden und klugen Politiker". Nach Meinung des früheren Bremer Bürgermeisters wird auch in Zukunft mit dem neuen Friedensnobelpreisträger zu rechnen sein. "Man wird bei schwierigen Vermittlungsmissionen auf ihn zurückgreifen können."

Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon würdigte Ahtisaari als einen langjährigen Kollegen bei den Vereinten Nationen und einen "Partner in Sachen Frieden, Entwicklung und Menschenrechte". EU- Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso gratulierte dem neuen Friedensnobelpreisträger ebenso wie Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. Die Bundesregierung reagierte mit Freude und Anerkennung. Kritik an Ahtisaaris Vermittlerrolle im Konflikt um die ehemals serbische Provinz Kosovo kam aus Moskau.

Der Preisträger kommentierte die Auszeichnung mit den Worten: "Natürlich bin ich sehr zufrieden mit der Entscheidung des Nobelkomitees. Und auch erfreut." Über die Bedeutung des Preises für seine weitere Arbeit meinte der 71-jährige Finne: "Ich hoffe, dass es nach dem Preis mit der Finanzierung meines Instituts etwas einfacher wird."

In Oslo wurde die Entscheidung für Ahtisaari eher zurückhaltend aufgenommen. Mjøs wies Vermutungen zurück, wonach das Komitee auf Druck aus China sowie von norwegischer Seite eine geplante Vergabe an chinesische Menschenrechtler in letzter Minute durch den wenig kontroversen Ahtisaari ersetzt habe. Das Außenministerium in Peking hatte wenige Tage vor der Vergabe indirekt mit Konsequenzen gedroht, wenn das Komitee den als Preisträger nominierten und in seiner Heimat inhaftierten Menschenrechtler Hu Jia auszeichnen sollte. (fis/HA)