Die ukrainische “MS Faina“ war ohne Eskorte in den gefährlichen Gewässern unterwegs.

Nairobi. Seit eine Gruppe schwer bewaffneter Piraten vor knapp zwei Wochen vor der somalischen Küste das ukrainische Frachtschiff "MS Faina" überfallen hat, ist die kenianische Regierung in einer peinlichen Lage. Denn das Schiff, das auf dem Weg zum kenianischen Hafen Mombasa war, hat 33 Kampfpanzer vom Typ T-72 geladen.

Dass der Rüstungstransport ohne militärische Begleiteskorte durch eines der gefährlichsten Gewässer der Welt unterwegs war, scheint geradezu sträflicher Leichtsinn gewesen zu sein. Die Küste vor Somalia ist nicht erst seit zwei Wochen berüchtigt wegen der Piraten, die derzeit etwa ein Dutzend Schiffe in ihrer Gewalt haben.

Doch sind die Panzer tatsächlich, wie in den Papieren ausgewiesen, für Kenia bestimmt? Oder sollte Mombasa nur eine Transitstation sein? Schon kurz nach der Entführung des Schiffs meldete Andrew Mwangura vom Ostafrikanischen Seefahrerverein Zweifel an. Es gebe Hinweise, dass die Panzer für die Regierung des Südsudan bestimmt seien. Zudem habe es schon drei oder vier derartige Rüstungstransporte gegeben.

Die Dementis aus Nairobi und dem südsudanesischen Juba folgten prompt. Doch auch aus Kreisen der US-Marine wurden ähnliche Vermutungen geäußert. Sollten die Panzer tatsächlich für den Südsudan bestimmt gewesen sein, wäre die Erklärungsnot Kenias noch größer als nur zum Verlust des Kriegsgeräts. Dann nämlich wäre der Rüstungstransport ein Verstoß gegen das Uno-Waffenembargo.

Ein Sprecher der radikalislamischen Al-Schabab-Milizen wiederum behauptete, die Panzer sollten eigentlich nach Mogadischu geschafft werden und seien für die äthiopischen Truppen bestimmt, die die somalische Übergangsregierung beim Kampf gegen islamische Rebellen unterstützen. Dafür gibt es allerdings keine konkreten Hinweise.

Den Kriegsschiffen, die im Rahmen der Anti-Terror-Mission "Operation Enduring Freedom" (OEF) am Horn von Afrika patrouillieren, ist es bisher nicht gelungen, die Piraten vor der somalischen Küste in Schach zu halten. Nun will sich die Europäische Union (EU) um das Problem kümmern. Bis spätestens Ende des Jahres will Brüssel eine eigene Mission gegen die Piraten vor der afrikanischen Küste in Stellung bringen. Auch Russland will sich beteiligen. Geplant ist die Entsendung von drei Fregatten, einem Versorgungsschiff und drei See-Aufklärungsflugzeugen durch die EU. Deutschland will sich ab November mit der Fregatte "Mecklenburg-Vorpommern" beteiligen.