Trotz aller Warnungen vor einer Erderwärmung sind die CO2-Emissionen in den vergangenen Jahren rasant angestiegen und auf ein neues Rekordniveau...

Paris/Washington. Trotz aller Warnungen vor einer Erderwärmung sind die CO2-Emissionen in den vergangenen Jahren rasant angestiegen und auf ein neues Rekordniveau geklettert.

Seit 2000 ist der Treibhausgas-Ausstoß viermal schneller angewachsen als im Jahrzehnt zuvor. Zugleich wurden und werden die natürlichen CO2-Speicher geschwächt. Als größter Klimasünder hat China inzwischen die USA überholt.

Wissenschaftler des Global Carbon Projects (GCP), die am Freitag in Paris und Washington ihren Bericht vorstellten, schlagen Alarm. Die vor anderthalb Jahren vom Weltklimarat als Horrorszenario vorgestellte Prognose droht noch übertroffen zu werden, sagen sie. Der IPCC hatte einen Temperaturanstieg bis 2100 um bis zu 6,3 Grad vorhergesagt, sollte der CO2-Ausstoß nicht eingedämmt werden.

"Die Kohlendioxidemissionen aus der Nutzung von fossilen Brennstoffen und Landumnutzung haben 2007 fast die Schwelle von 10 Milliarden Tonnen erreicht", sagte GCP-Direktor Pep Canadell. "Angesichts der Bemühungen zum Klimaschutz ist das höchst überraschend und besorgniserregend." Selbst die Abkühlung der Wirtschaft hat keine dämpfende Wirkung: Allein von 2006 bis 2007 schnellte der Ausstoß um drei Prozent in die Höhe. Der Anteil von Kohlendioxid in der Atmosphäre hat 383 Teile pro Million erreicht: der höchste Wert seit mehreren Millionen Jahren.

Ein schrilleres Alarmsignal vor der Kyoto-Folgekonferenz im kommenden Jahr in Kopenhagen, auf der die USA und die Schwellenländer für verbindliche Reduktionsziele gewonnen werden müssen, kann es nicht geben. Denn fast ausschließlich in europäischen Staaten konnte der Ausstoß 2007 gedrosselt werden. In Dänemark ging er um acht Prozent zurück, in Deutschland und Großbritannien um drei, in Frankreich um zwei. Auch Australien gelang eine Reduktion um zwei Prozent.

Die USA pusteten dagegen zwei Prozent mehr des klimaschädlichen Gases in die Atmosphäre. Die Volksrepublik China habe vergangenes Jahr 1,8 Milliarden Tonnen Kohlendioxid aus fossilen Brennstoffen ausgestoßen, die USA 1,59 Milliarden Tonnen, heißt es in der GCP-Studie. Entwicklungsländer sind für mehr als die Hälfte des weltweiten C02-Ausstoßes verantwortlich. Indien ist dabei, Russland auf Rang drei abzulösen. Auch Indonesien kommt auf. Die Daten stammen vom Ölkonzern BP und der Uno und wurden von acht Wissenschaftlern ausgewertet. "Die Dinge geschehen sehr, sehr schnell", sagte Corinne Le Quere, Expertin der Universität von East Anglia. "Es ist beängstigend."

Verstärkt wird das Problem durch den Raubbau an den natürlichen CO2-Speichern, etwa durch Rodung von Tropenwäldern. Noch absorbieren Wälder und Ozeane 54 Prozent des Kohlendioxids; allerdings ist die Effizienz in den letzten 50 Jahren um fünf Prozent gesunken und gehe weiter zurück. Der WWF warnte angesichts der dramatischen Zahlen davor, "in eine Angststarre zu fallen". Noch gebe es ein Handlungsfenster, um einen unkontrollierten Klimawandel zu vermeiden. Das schließe sich aber.