Taro Aso ist endlich am Ziel: Schon dreimal hatte der ehemalige japanische Außenminister versucht, an die Spitze seiner Liberaldemokratischen Partei...

Tokio. Taro Aso ist endlich am Ziel: Schon dreimal hatte der ehemalige japanische Außenminister versucht, an die Spitze seiner Liberaldemokratischen Partei (LDP) zu kommen und so Regierungschef zu werden. Nach seiner Wahl zum Parteichef am Montag wurde der 68-Jährige gestern schließlich zum Nachfolger des glücklosen Ministerpräsidenten Yasuo Fukuda gewählt.

Die Opposition forderte vorgezogene Neuwahlen, um festzustellen, ob Aso die Unterstützung des Volkes habe.

Obwohl Aso schon oft mit seinem Hang zu Sarkasmus angeeckt ist, ist er bei den Japanern beliebter als der blasse Fukuda. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger gilt Aso nicht nur als humorvoll, sondern auch als durchsetzungsfähig - ein nicht unwesentlicher Vorteil angesichts einer kämpferischen Opposition.

Mit der Wahl zum Regierungschef setzt Aso eine Familientradition fort. Sein Großvater Shigeru Yoshida war von 1946 bis 1954 Ministerpräsident, sein Schwiegervater Zenko Suzuki von 1980 bis 1982. Seine Schwester heiratete in die Kaiserfamilie ein. Aso genoss in jungen Jahren zunächst das Leben fernab der Heimat. Zum Studium ging er nach Kalifornien - bis ihn seine Eltern aus Sorge, er könnte den US-Slang annehmen, nach England schickten. Als 30-Jähriger zog er für zwei Jahre ins westafrikanische Sierra Leone und verdingte sich als Diamantenhändler, 1976 nahm er bei den Olympischen Spielen in Montreal am Tontaubenschießen teil.

Trotz seines ungewöhnlichen Lebenslaufs kommt der Angehörige der katholischen Minderheit beim Volk an - nicht zuletzt wegen seines Hangs zur japanischen Populärkultur aus Mangas, Mode, Musik und Computerspielen. Zufällig erwischte ihn eine Fernsehkamera dabei, als er an einem Flughafen in einen der typisch japanischen Comics vertieft war.

Er machte sich dies zu Nutzen und rief den Internationalen Manga-Preis ins Leben. Bei einer Wahlkampfveranstaltung 2007 im Hightech- und Comicviertel von Tokio, Akihabara, war er sich nicht zu schade, auf einen Lastwagen zu steigen und zu rufen: "Anwohner und selbst ernannte Computerfreaks von Akihabara, ich bin Taro Aso. Danke für eure Unterstützung."

Humor bewies Aso auch beim Regionaltreffen Asean 2006, als er sich bei einer Gesangsshow mit Hut und Trenchcoat auf die Bühne stellte und Humphrey Bogart imitierte. Nach den Worten des ehemaligen Justizministers Kunio Hatoyama wird Japan mit Aso "den lustigsten Regierungschef in der Geschichte" bekommen.