Panzer, Kampfjets, Bomben: Tausende Zivilisten flüchten aus umkämpfter Konfliktregion Südossetien.

Tiflis. Der Konflikt um die von Georgien abtrünnige Region Südossetien ist zum Krieg zwischen Georgien und Russland eskaliert. Georgien startete am Freitag eine Großoffensive mit Panzern, Kampfjets und Raketen gegen Südossetien, um seine Oberhoheit über das Territorium wiederherzustellen. Russland setzte daraufhin Panzerverbände und Militärkolonnen in Marsch. Nach georgischen Angaben flogen russische Kampfjets Angriffe auf Ziele in Georgien. Dabei seien zwei Maschinen abgeschossen worden.

Bei den Kämpfen seien bisher 1400 Menschen ums Leben gekommen, sagte am späten Freitagabend der Präsident der nicht anerkannten Region, Eduard Kokojty. Ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes in Zchinwali sagte: "Alles brennt, vieles ist zerstört." Menschen flüchten sich in alte Bunker. Schon seit mehreren Tagen wurden viele südossetische Kinder über die Grenze nach Russland in Sicherheit gebracht.

Am Rande der olympischen Eröffnungsfeier in Peking sprachen auch Russlands Premier Wladimir Putin und US-Präsident George W. Bush über den Konflikt. "Wir werden den Tod unserer Landsleute nicht ungesühnt lassen. Die Schuldigen werden gebührend bestraft", hatte der russische Präsident Dmitri Medwedew gesagt, nachdem bekannt wurde, dass zehn in Südossetien stationierte russische Soldaten in Südossetien getötet wurden. Russland werde seine Bürger beschützen, egal, wo sie wohnen, fügte Medwedew hinzu. Moskau hat den meisten Südosseten russische Pässe ausgestellt. Georgien warf Russland daraufhin vor, Südossetien annektieren zu wollen.

Der georgische Präsident Michail Saakaschwili kündigte die allgemeine Mobilmachung an. Er forderte die USA und Europa auf, ihn zu unterstützen.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie die Nato und die EU riefen die Konfliktparteien zum Ende des Blutvergießens auf. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) zeigte sich "entsetzt". Er hatte vor Kurzem in der Region für einen Plan zur Beilegung des Konflikts um das ebenfalls von Georgien abtrünnige Abchasien geworben - ohne Ergebnis. Das Auswärtige Amt gab eine Reisewarnung für Georgien heraus. Die Lufthansa sagte Flüge nach Tiflis ab.

Russland hatte stets erklärt, dass die Anerkennung der ehemaligen serbischen Provinz Kosovo für die Territorialkonflikte in der Ex-Sowjetunion nicht folgenlos bleiben könne. Südossetien hatte wie Abchasien eine Unabhängigkeit nach Kosovo-Vorbild gefordert.