Jerusalem/Brüssel/Berlin. Im Nahost-Konflikt gibt es Bewegung an allen Fronten: Israel hat sich mit der radikalislamischen Hamas-Organisation auf eine Waffenruhe für den Gazastreifen und israelische Grenzgemeinden geeinigt und gleichzeitig dem Libanon direkte Friedensverhandlungen angeboten. Die auf ein halbes Jahr befristete Waffenruhe soll nach Monaten blutiger Gewalt am Donnerstag um sechs Uhr in Kraft treten. Israel sei an einer Friedensregelung mit dem Libanon interessiert und wolle "direkte und bilaterale" Gespräche führen, sagte Regierungssprecher Mark Regev. Dabei sollten alle Streitpunkte auf den Verhandlungstisch kommen, einschließlich der umstrittenen Frage der Scheba-Farmen im Länderdreieck mit Syrien. Israel hatte zuvor bereits Friedensgespräche mit Damaskus aufgenommen.

"Wenn die Kämpfe tatsächlich am Donnerstag aufhören, wird Israel seine Blockade des Gazastreifens ab kommender Woche lockern", sagte Regierungssprecher Regev. Israels Ministerpräsident Ehud Olmert warnte, die Waffenruhe mit der Hamas könne nur von kurzer Dauer sein. Sollte sie scheitern, werde es eine Reaktion der israelischen Armee geben.

Die EU begrüßte die Waffenruhe und die israelische Absicht, die Absperrung des Gazastreifens schrittweise aufzuheben. Die EU stehe bereit, am Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen wieder EU-Kontrolleure einzusetzen, erklärte die slowenische EU-Ratspräsidentschaft in Brüssel. Die Bundesregierung teilte mit, es sei nun entscheidend, dass die Vereinbarung von allen palästinensischen Gruppen im Gazastreifen eingehalten werde. Zugleich sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Jäger, dass die radikalislamische Hamas für Berlin weiterhin für Gespräche nicht infrage komme.

Die Vereinbarung mit der Hamas enthält drei Phasen. Zuerst sollen alle Waffen schweigen. Von Sonntag an soll Israel die Grenzübergänge Karni und Sufa öffnen. Dann soll über einen Gefangenenaustausch verhandelt werden. Zudem mehren sich die Hinweise auf einen baldigen Gefangenenaustausch zwischen Israel und der pro-iranischen Hisbollah im Libanon. Am Sonntag sollen unter deutscher Vermittlung Gespräche über die Freilassung der verschleppten israelischen Soldaten Gilat Schalit und Ehud Goldwasser beginnen. Die Bundesregierung lehnte eine Stellungnahme zu ihrer Vermittlung ab. Nach israelischen Medienberichten ist der zuständige israelische Regierungsbeamte Ofer Dekel nach Deutschland geflogen, um dort mit dem deutschen Vermittler Gerhard Conrad zu sprechen.