Vor und während Olympia auch Manager mit Visa-Problemen. Hamburger Handelskammer setzt sich für Geschäftsleute ein.

Peking/Hamburg. Vom bevorstehenden Rauswurf hatte Sven Löhr (27) erfahren, als er gerade für den Sommer ein Hotel in Peking buchen wollte. Der Hamburger Student der Wirtschaftswissenschaften, der gerade seinen MBA (Master of Business Administration) in Shanghai macht, sagte: "Ich bin ziemlich ratlos, weil ich zu den Olympischen Spielen wollte. Dass ich vorher ausgewiesen werde, glaube ich nicht. Aber in China ist alles möglich."

Denn angesichts drohender Proteste scheint China gewillt, das Land vor und während der Spiele abzuschotten. Mindestens zwei Universitäten haben angekündigt, dass die ausländischen Studierenden China während Olympia verlassen müssen. Knapp 3000 Deutsche besuchen zurzeit eine chinesische Hochschule. Eine Sprecherin der Peking-Universität sagte: "Selbst wer im nächsten Semester weiterstudiert, muss in den beiden Monaten ausreisen." Es sei bei allen Universitäten dasselbe. "Die Anweisung kam von höherer Stelle." Es gebe in diesem Jahr auch keine Sommerkurse.

Obwohl sich das Außenministerium in Peking und deutsche Diplomaten noch vorsichtig fragen, ob das wirklich gilt und umgesetzt wird, haben sich die Einreisebestimmungen selbst für Manager bereits verschlechtert. "Es werden keine Visa mehr für mehrfache Ein- und Ausreise vergeben, wie sie deutsche und vor allem Hamburger Geschäftsleute brauchen", sagte Jens Aßmann, stellvertretender Geschäftsführer des Bereiches Internationales bei der Hamburger Handelskammer. Die Kammer habe aber auch gegenüber dem Generalkonsulat "im Interesse der 800 Hamburger Firmen mit regelmäßigen Kontakten nach China darauf hingewiesen", dass man nicht einfach jede Geschäftsreise nach Peking oder Shanghai auf den Prüfstand stellen könne. Im September veranstaltet die Handelskammer ihren prestigeträchtigen China-Gipfel. Beim letzten "China Summit" vor zwei Jahren kamen unter anderem Ministerpräsident Wen Jiabao und Ex-Kanzler Helmut Kohl. Für eine erfolgreiche Neuauflage sollte die Chemie zwischen Hamburg und China stimmen.

Der Präsident der EU-Handelskammer in China, Jörg Wuttke, nannte die Visa-Beschränkungen gegenüber der Deutschen Presse-Agentur"wirklich ärgerlich". Er beklagte, dass die Vorschriften nicht einmal veröffentlicht worden seien. Immerhin, so Jens Aßmann von der Hamburger Handelskammer, bekommt man ein Visum für eine einmalige Einreise auf Einladung nach wie vor.

Völlig konfus zeigte sich der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD). Aus dem Büro in China war von Sorge um den Austausch von Studenten die Rede. Aus der DAAD-Zentrale in Bonn wurde dementiert. Von Ausweisungsszenarien sei nichts bekannt.

Der Hamburger Student Sven Löhr ist erst einmal verwirrt. "Schwierig zu beurteilen, was passieren wird", sagte Löhr. Vertrauensvoll mit jemandem darüber reden mag er auch nicht. "Außer mit einer Professorin, die pro-westlich eingestellt ist."