Berlin. Willi Lemke war fest entschlossen, sich diesen Augenblick nicht verdüstern zu lassen. Dies sei "ein sehr schöner Tag" für ihn, sagte Bremens Noch-Innensenator, als er sich gestern Mittag in Berlin der Bundespressekonferenz als neuer Sport-Sonderberater der Vereinten Nationen vorstellte. Lemke sprach von einem Ehrenamt, das er "unheimlich gern" übernehme.

Aber selbstverständlich blieben Lemke die Fragen zur aktuellen Lage nicht erspart. Soll man die Olympischen Spiele in Peking angesichts des blutigen Einschreitens der Chinesen in Tibet boykottieren oder nicht? Wie werden sich die Vereinten Nationen dazu verhalten? Und: Hat das Internationale Olympische Komitee angemessen reagiert? Lemke sprach in seinen Antworten von einem schweren Konflikt und davon, dass er sich nicht an dem orientieren werde, "was ich in irgendwelchen Zeitungen gelesen habe". Er halte nichts von Schnellschüssen: "Aus meiner Sicht ist ein Boykott nicht zielführend."

Lemke berichtete, Ban Ki-moon, der Generalsekretär der Vereinten Nationen, habe ihn bereits gebeten, so schnell wie möglich nach Peking zu reisen. Es hänge davon ab, wann es in Bremen zur "Staffelübergabe" komme. Lemke nannte seine neue Aufgabe bei der Uno in diesem Zusammenhang jedoch "prioritär". Hinsichtlich der zweifellos schwierigen China-Mission gab sich Willi Lemke erstaunlich optimistisch.

Er wisse natürlich, meinte er, dass er "ohne schwere Bewaffnung" nach Peking gehe, aber er habe ja "die Kraft der Worte". Und er könne sich nur schwer vorstellen, dass ihm das Regime den Wunsch nach einem Tibet-Abstecher abschlagen werde.

Lemke definierte die vor ihm liegenden Aufgaben dahingehend, dass es darum gehen müsse, den Sport präventiv zu nutzen. Athleten müssten sich stärker als Vorbilder begreifen, die sehr viel dazu beitragen könnten, Menschen von Konflikten fernzuhalten.

Auf Pele angesprochen, der ebenfalls für das Amt des Sport-Sonderbotschafters vorgeschlagen worden war, beließ er es - "Haben Sie, bitte, Verständnis..." bei der Formulierung, dieser Mitbewerber sei ja "kein Kleinkarierter!" gewesen. Und dann bedankte sich Lemke nachdrücklich beim Auswärtigen Amt für die "hochprofessionelle" Unterstützung seiner eigenen Bewerbung.