Im Tibet-Konflikt setzt die chinesische Führung auf Härte. Premierminister Wen Jiabao beschuldigte den Dalai Lama, die Unruhen in Tibet zu inszenieren und die Olympischen Spiele im August in Peking zu sabotieren.

Peking/Lhasa. Es gebe Beweise dafür, dass die Vorfälle in Tibet "von der Dalai-Clique organisiert, gesteuert und angestachelt worden sind", sagte Wen. Der Dalai Lama wies die Vorwürfe zurück: "Gewalt ist gegen die menschliche Natur", sagte der Friedensnobelpreisträger.

In Tibet gingen die Proteste gegen die chinesische Herrschaft weiter. Die Exilregierung erklärte, es seien 19 Demonstranten in der Provinz Gansu getötet worden. Die Polizei habe neun friedlich protestierende Menschen erschossen. Militärfahrzeuge und Panzer patrouillierten den Angaben zufolge weiter durch die Straßen der Hauptstadt Lhasa. Die Verhaftungswelle gehe weiter. Die Polizei nehme auch Angehörige von früheren politischen Gefangenen fest, hieß es.

Das chinesische Fernsehen berichtete, es hätten sich 100 Demonstrationsteilnehmer selbst gestellt und damit ein Ultimatum der Behörden befolgt. Einige von ihnen hätten sich aktiv an den Ausschreitungen beteiligt.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker warf der chinesischen Regierung vor, die Nationalitätenfrage gewaltsam lösen zu wollen. Asienreferent Ulrich Delius sagte im Deutschlandradio Kultur, wer den Dalai Lama als Unruhestifter kriminalisiere und den Dialog mit ihm ablehne, setze bewusst auf eine Eskalation der Gewalt. Diese Strategie missachte die Menschenrechte und gefährde auch die Stabilität der Volksrepublik. In Zukunft würden die Demonstranten in Tibet weniger nachgiebig und gewaltbereiter sein, so Delius.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker warne seit Jahren davor, dass nach dem Tod des Dalai Lama die Konflikte eskalieren könnten, weil die jüngere Generation weniger zu Kompromissen mit China bereit sei.