Israel dementiert jede Beteiligung. Das FBI hatte fünf Millionen Dollar Kopfgeld ausgesetzt.

Hamburg. Er war Leibwächter von PLO-Chef Jassir Arafat, Nummer zwei der pro-iranischen Terrororganisation Hisbollah, Erfinder der Methode der Selbstmordattentate, und er lehrte Osama Bin Laden das Bombenbauen. Jetzt ist Imad Mughnija, Schlüsselfigur und Schattenmann des weltweiten Terrors, selbst bei einem Bombenanschlag getötet worden. Um 22.45 Uhr, in Syriens Hauptstadt Damaskus, explodierte der Sprengsatz, der in Mughnijas Mitsubishi-Jeep versteckt war.

Gestern vermeldete der TV-Sender der Hisbollah, al-Manar, den Tod des Terrorpaten. "Voller Stolz erklären wir, dass sich ein großer Führer des Dschihad (heiliger Krieg) des islamischen Widerstands im Libanon den Märtyrern angeschlossen hat", sagte ein Sprecher und warf Israel die gezielte Tötung Mughnijas vor. Israel dementierte umgehend. "Wir weisen jeden Versuch von Terrorgruppen zurück, uns in eine Verbindung mit dem Vorfall zu bringen", erklärte das Büro von Ministerpräsident Ehud Olmert.

Der ehemalige Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, Danny Yatom, sagte der Zeitung "Haaretz", der Tod Mughnijas sei "ein großer Erfolg der freien Welt im Kampf gegen den Terror". Der Mann sei "der gefährlichste Terrorist aller Zeiten" gewesen. "Mehrere Geheimdienste haben Jagd auf ihn gemacht - und einer hatte Erfolg."

Die Umstände des Anschlags blieben unklar. Augenzeugen berichteten, syrische Sicherheitskräfte hätten den Tatort sofort abgeriegelt. Syrische Medien erwähnten das Attentat nicht.

Am Ende starb Mughnija, wie er gelebt hat. Als Mysterium. Unfassbar. Er pendelte zwische Gaza, Beirut Teheran und Damaskus, wechselte permanent seine Aufenthaltsorte. Und sein Aussehen. Durch mehrere Eingriffe plastischer Gesichtschirurgen soll er den wenigen Fotos, die es von ihm gibt, kaum noch ähnlich gesehen haben. Dank der Hilfe höchster iranischer Kreise legte er sich regelmäßig neue Namen und Pässe zu. Seine Anhänger nannten ihn "tha' lab", "der Fuchs". Das FBI hatte fünf Millionen Dollar Kopfgeld auf ihn ausgesetzt.

Mughnijas Lebensgeschichte liegt in großen Teilen im Dunkeln. Die USA werfen dem etwa 50-jährigen gebürtigen Libanesen vor, 1983 den Anschlag auf die Unterkünfte in Beirut stationierter US-Marines geplant zu haben. 240 Soldaten starben, als ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen in den Stützpunkt raste. Auch die Entführung und Ermordung westlicher Ausländer während des libanesischen Bürgerkriegs tragen seine Handschrift. Zudem soll er an der Entführung einer TWA-Maschine im Jahr 1985 sowie an den Attacken auf die israelische Botschaft (1992) und ein jüdisches Zentrum (1994) in Buenos Aires beteiligt gewesen sein. 114 Menschen wurden getötet. Israelische Geheimdienstler gehen davon aus, dass er auch an dem Anschlag in Netanya 2002 beteiligt war, bei dem 30 Menschen getötet wurden. Auf sein Konto soll zudem die Entführung von zwei israelischen Soldaten gehen, die den Libanonkrieg 2006 ausgelöst haben. Beste Beziehungen unterhielt Mughnija zu dem kürzlich im Irak getöteten Al-Qaida-Vize Mussab al-Sarkawi. Schon in den 90er-Jahren hatte er den damals im Sudan lebenden Osama Bin Laden gelehrt, wie man Bomben baut und ein internationales Agentensystem aufbaut. Dem Mossad war Mughnija mehrfach entkommen. Etwa 1990, als in Beirut eine Autobombe explodierte, durch die sein Bruder getötet wurde.

Die Trauerfeier für den Hisbollah-Kommandeur ist für heute in einem Schiiten-Vorort von Beirut geplant. Im Libanon wie in Israel wurden wegen befürchteter Anschläge die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt.