Sie sind mit Pistolen und Gewehren bewaffnet, stürmen ein Haus, bedrohen einen Mann auf dem Fahrrad. Und sie sind zwischen zehn und zwölf Jahren alt.

KAIRO/BAGDAD. Sie sind mit Pistolen und Gewehren bewaffnet, stürmen ein Haus, bedrohen einen Mann auf dem Fahrrad. Und sie sind zwischen zehn und zwölf Jahren alt. Ein angebliches Video des Terrornetzwerks al-Qaida, ausgestrahlt vom arabischen TV-Sender al-Arabija, zeigt, wie im Irak Kindersoldaten ausgebildet und eingesetzt werden. Die Szenen sollen in der zentralirakischen Provinz Dijala aufgenommen worden sein, einer Hochburg der irakischen al-Qaida und anderer Aufständischer.

Der Sender machte allerdings keine Angaben darüber, wie er in den Besitz des Videos gelangt ist. Das US-Militär in Bagdad gab wenig später bekannt, dass die Aufzeichnungen im letzten Dezember von amerikanischen Soldaten bei der Durchsuchung eines Al-Qaida-Stützpunktes in Chan Bani Saad, 30 Kilometer östlich von Bagdad, gefunden worden seien. Eine unabhängige Bestätigung für die Echtheit des Videos lag nicht vor.

Im Irak hat der Einsatz von Kindersoldaten keine Tradition. Jungen im Alter von mehr als 14 Jahren können allerdings zu Kämpfern werden, da sie in der lokalen Kultur der Stämme als Männer angesehen werden. Jedoch sollen auch jüngere Kinder von al-Qaida als Selbstmordattentäter eingesetzt worden sein. Unterdessen hat der radikale Schiitenprediger Moktada al-Sadr nach Zusammenstößen zwischen seinen Anhängern und Sicherheitskräften seine Miliz zur Einhaltung der Waffenruhe aufgerufen. Die Niederlegung der Waffen gelte für die Mitglieder der Mehdi-Miliz so lange, bis ihnen gesagt werde, dass sie aufgehoben oder erneuert werde, zitierte ein Sprecher aus einem Schreiben Sadrs. Jeder, der dagegen verstoße, werde nicht länger Teil der Mehdi-Armee sein.

Der Milizenführer hatte im August eine Waffenruhe erklärt. Seitdem ist die Zahl der Anschläge im Irak um 60 Prozent zurückgegangen.