Unsicher blickt das Kind auf den Mann mit dem finsteren Gesicht und der schmuddeligen Kleidung.

HAMBURG. Unsicher blickt das Kind auf den Mann mit dem finsteren Gesicht und der schmuddeligen Kleidung. Ghulam ist gerade einmal elf Jahre alt, der Fremde neben ihr zählt bereits 40 Jahre. Und sie ist soeben mit ihm verlobt worden. Bald wird sie ihm angetraut werden, er darf die Ehe mit ihr vollziehen, und sie wird de facto sein Eigentum. Ob Ghulam körperlich schon eine Frau ist, darf stark bezweifelt werden, psychisch ist sie es mit Sicherheit noch lange nicht. Gefragt, was sie am Tage der Verlobung fühle, sagte das Mädchen ratlos: "Ich kenne diesen Mann nicht - was soll ich also fühlen?"

Das Bild der US-Fotografin Stephanie Sinclair stammt aus Afghanistan und ist "Unicef-Foto des Jahres 2007". Es wirft ein Schlaglicht auf das Problem der weltweit rund 60 Millionen Kinderbräute, denen ein Leben in Selbstbestimmung verwehrt wird. Bereits zum achten Mal zeichnete die deutsche Sektion des Uno-Kinderhilfswerks jetzt Fotos aus, die die Lebensumstände von Kindern besonders eindringlich illustrieren. "Die Kinder kommen in eine fremde Familie, werden als reine Arbeitskraft missbraucht und müssen eine sexuelle Beziehung eingehen", sagt die Schirmherrin der Aktion, Eva Luise Köhler. Der zweite Preis ging an den Fotografen GMB Akash aus Bangladesch für sein Foto eines zwölfjährigen Kinderarbeiters in einer Ziegelei in Bangladesch. Akash lebt mit einem Stipendium der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte in Deutschland. Den dritten Preis bekam der deutsche Fotograf Hartmut Schwarzbach für das Foto eines philippinischen Mädchens, das auf einer Müllkippe bei Manila lebt und seinen neunten Geburtstag feiert.