Sie sind viel mehr als nur schmückendes Beiwerk ihrer Männer mit Präsidentschaftsambitionen. Es sind starke Frauen, die kämpfen.

WASHINGTON/PARIS. Gefragt sind Lächeln, tadellose Manieren, Charme und Eleganz. In der großen Inszenierung der US-Wahlkämpfe schmücken die Ehefrauen seit jeher die politischen Ambitionen der Kandidaten.

Im aktuellen Präsidentschaftswettstreit freilich geben sich die Gattinnen mit der Statistenrolle als zierendes Beiwerk nicht mehr zufrieden. Es sind kluge, starke, erfolgreiche Frauen, die ihren Männern den Weg ins Weiße Haus freikämpfen wollen. Elizabeth Edwards zum Beispiel kritisiert die Gegner ihres Mannes so scharfzüngig, als wolle sie selbst kandidieren. Michelle Obama tourt seit Monaten durchs Land und wirbt für ihren Mann. Judith Giuliani kündigte gar ihre Teilnahme an Kabinettssitzungen an.

Power-Paare stellen sich diesmal zur Wahl. Vorgemacht haben es die Clintons. Hillary Clinton hat während der Amtszeit ihres Mannes Bill die Rolle der Ehefrau als eigenständige politische Größe neu definiert - nun ist sie selbst Kandidatin. Das Interesse an den Politikerpaaren ist groß: Viele Wähler in den USA glauben, dass der Ehepartner Rückschlüsse auf den wahren Charakter eines Kandidaten erlaubt.

Mit besonderem Eifer präsentieren sich die Frauen der beiden US-Demokraten Barack Obama und John Edwards, die mit Hillary Clinton um die parteiinterne Nominierung als Präsidentschaftskandidat konkurrieren. Elizabeth Edwards und Michelle Obama sind blitzgescheite Juristinnen mit beeindruckender Karriere. Die angriffslustigste Ehepartnerin ist Elizabeth Edwards, die auch den direkten Schlagabtausch mit den Clintons nicht scheut. "Mein Mann würde als Präsident mehr für die Frauen tun als Hillary", stichelt sie. Michelle Obama sagt über ihren Mann: "Er ist einer der wenigen Männer, die keine Angst vor starken Frauen haben."

Das sind Botschaften, die sich vor allem an Wählerinnen richten. Der Einsatz der Ehefrauen soll Edwards und Obama aus einem Dilemma verhelfen: Sie wollen weibliche Wählerinnen von Hillary Clinton abwerben, ohne die Kandidatin selber angreifen zu müssen. Vor allem dem Zuspruch von Frauen verdankt Clinton derzeit ihre Führung in den Umfragen. Der persönliche Einsatz ist groß: Elizabeth Edwards kämpft an der Seite ihres Mannes, obwohl sie unheilbar an Krebs erkrankt ist. Michelle Obama lässt ihren lukrativen Job als Direktorin der Uni-Kliniken in Chicago ruhen, um sich dem Wahlkampf des Mannes widmen zu können. Auf Seiten der Republikaner bestreitet Ann Romney, Frau des Kandidaten Mitt Romney, trotz Multipler Sklerose Auftritte für ihren Mann.

Es ist nicht ohne Risiko für die Kandidaten, den Frauen eine prominente Rolle im Wahlkampf zu geben. Geht etwas schief, leidet auch der eigene Ruf. Die Frau des republikanischen Favoriten Rudolph Giuliani etwa mied nach einem gemeinsamen Fauxpas monatelang öffentliche Auftritte: Im März hatten die Giulianis in einem gemeinsamen TV-Interview angekündigt, dass Judith Giuliani nach einem Wahlsieg an Kabinettssitzungen teilnehmen würde. Das war vielen Parteianhängern zu viel, es hagelte Kritik.

Auch Jeri Thompson, die junge Frau des reifen Republikaners Fred Thompson, übt ihren beträchtlichen Einfluss derzeit eher hinter den Kulissen aus. Im Wahlkampfteam ihres Mannes soll sie laut Medienberichten so herrisch das Kommando geführt haben, dass führende Mitarbeiter wegen ihr den Job geschmissen haben. Die frühere Republikaner-Sprecherin geriet in den Verdacht übergroßer Machtgier. Sie nimmt sich derzeit daher zurück.

Die einzige Frau unter den Kandidaten, Hillary Clinton, ist übrigens bei den Deutschen klare Favoritin für die Nachfolge von US-Präsident George W. Bush. 44 Prozent der Bundesbürger halten die Demokratin für die beste Wahl, ergab eine am Freitag veröffentlichte Umfrage des Instituts Harris Interactive für den französischen Nachrichtensender France 24 und die "International Herald Tribune". Dies sei der höchste Wert für Clinton in den fünf europäischen Ländern der Umfrage. Auf den zweiten Platz in der Gunst der Deutschen kam Barack Obama mit elf Prozent. Für den Republikaner Rudy Giuliani votierte nur ein Prozent.