Die USA verlangen vom Irak sofortige Schritte gegen die aus dem Nordirak gegen die Türkei operierenden kurdischen Kämpfer. Washington: Ankara kann mit unserer Hilfe rechnen.

Hamburg. Die USA und Großbritannien haben die Türkei und den Irak zu einer engeren Zusammenarbeit im Kampf gegen die kurdische Arbeiterpartei PKK aufgefordert. Im Falle eines militärischen Angriffs der Türkei auf die Rebellenorganisation im Nordirak befürchtet Washington eine weitere Destabilisierung des ohnehin vom Bürgerkrieg erschütterten Landes.

Laut einem Sprecher des Weißen Hauses hat US-Präsident Bush dem türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül Unterstützung gegen die von Nordirak aus operierenden Kurdenrebellen zugesprochen: Dem irakischen Ministerpräsidenten wurde nahegelegt, sofortige Schritte zur Verhinderung weiterer Angriffe der PKK auf türkische Ziele zu unternehmen. Diplomatische Bemühungen zur Krisenentschärfung laufen derweil auf Hochtouren. Die USA haben ein Treffen mit der Türkei und dem Irak Anfang November vorgeschlagen. Gemeinsam soll beraten werden, wie Angriffe von Rebellen der PKK gestoppt werden können.

Am Wochenende waren bei Kämpfen zwischen kurdischen Rebellen und der türkischen Armee mehr als 46 Menschen getötet worden, darunter zwölf türkische Soldaten. Zuvor hatte die türkische Regierung ihre Truppen in der Grenzregion verstärkt. Dem irakischen Kurdenpräsidenten Massud Barsani wirft Ankara eine Blockadehaltung im Kampf gegen die PKK vor und will harte Sanktionen verhängen. In einer Presseerklärung heißt es, Barsani habe in der Nacht auf Dienstag US-Außenministerin Condoleezza Rice versprochen, sich um eine Beruhigung der Lage zu bemühen. "Von unserem Staatsgebiet aus soll es keine bewaffneten Angriffe geben, die die Beziehungen zwischen den beiden Staaten vergiften, und das gilt auch für die kurdische Arbeiterpartei", sagte gestern der irakische Außenminister Hoschjar Sebari bei einem Treffen mit seinem türkischen Amtskollegen Ali Babacan in Bagdad. Weiter ließ Hoschjar verlautbaren, "dass die irakische Regierung aktiv dabei helfen wird, diese Gefahr zu überwinden". Zu dem Treffen waren außer Babacan und Sebari auch der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki und Präsident Dschalal Talabani zusammengekommen, um über eine Lösung des schwelenden Konflikts zu beraten.

Eine Waffenruhe mit der PKK schloss Ali Babacan bei seinem Besuch in Bagdad aber ausdrücklich aus. Die Türkei habe es hier mit einer terroristischen Organisation zu tun - Waffenruhen seien jedoch nur zwischen Staaten und Regierungstruppen möglich, sagte Babacan. Sowohl die irakische als auch die türkische Seite sind sich jedoch einig, dass der Kampf gegen den Terrorismus eine gemeinsame Aufgabe ist. "Politik, Dialog, Diplomatie, Kultur und Wirtschaft sind die Mittel, mit denen wir diese Krise überwinden wollen", konstatierte Babacan.

Der türkische Ministerpräsident Erdogan hat unterdessen gestern bei einem Treffen mit dem britischen Premierminister Gordon Brown in London die irakische Regierung aufgefordert, den Aktivitäten der PKK Einhalt zu gebieten.