Politikerin glaubt die Drahtzieher zu kennen: Anhänger des früheren Regimes unter General Zia.

KARACHI. Im Morgengrauen steht der Lastwagen mit dem gepanzerten Aufbau, in dem Benazir Bhutto wenige Stunden zuvor durch die sie feiernde Menschenmenge fuhr, noch immer am Ort des Blutbads. Auf die Seite des großen Kastenaufbaus ist ein Bild der Ex-Premierministerin gepinselt, die Flammen nach der Explosion haben schwarze Rußspuren auf dem Porträt hinterlassen. "Lang lebe Bhutto", steht in roten Lettern über dem Bild. Bhutto hat den Selbstmordanschlag unverletzt überlebt, sie ist kurz zuvor von der Tribüne auf dem Fahrzeugdach in den gepanzerten Innenraum gestiegen. Rund 140 ihrer Anhänger haben keinen Schutz - sie sterben.

Bhutto war nach ihrer Landung in Karachi mit einem geschützten Fahrzeug im Schritttempo durch die Menschenmassen gefahren, die ihre Rückkehr feierten. Nach Angaben Bhuttos hatten sich drei Millionen Menschen versammelt.

Der Anschlag, zu dem sich am Freitag niemand bekannte, ist einer der schwersten in der Geschichte Pakistans. Der Attentäter hatte erst eine Handgranate auf den festlich geschmückten Lastwagen geworfen, dann zündete er seine mit 15 Kilo Sprengstoff und 2000 Stahlkugeln gefüllte Weste. Auf den Straßen bot sich ein Bild des Grauens: überall Tote, Körperteile, Blut. Unzählige Krankenwagen waren im Einsatz, um die Verletzten - fast 300 - in die Krankenhäuser zu bringen.

Die Gegenspielerin von Militärmachthaber Pervez Musharraf will ihren Kampf für Demokratie und gegen Extremismus in Pakistan trotz des Attentats fortsetzen. "Die Schlacht zur Rettung Pakistans wird heldenhafte Anstrengungen erfordern", sagte Bhutto. "Ich bitte alle Menschen in Pakistan, mich und die politischen Parteien zu unterstützen, um unser Land vor der Bedrohung durch Militante und vor einer Übernahme durch Militante zu retten." Der Anschlag habe nicht ihr, sondern der Demokratie in Pakistan gegolten.

Die pakistanische Regierung machte Taliban-nahe Extremisten, die bereits vor Bhuttos Rückkehr mit Selbstmordattentaten gegen die USA-nahe Politikerin gedroht hatten, für den Anschlag verantwortlich.

Benazir Bhutto betonte, sie wolle nicht die Regierung für den Anschlag verantwortlich machen. Sie wisse aber, wer die Drahtzieher seien, und habe die Namen Präsident Musharraf mitgeteilt. Es handele sich um "Anhänger des früheren Regimes des Generals Zia, die heute hinter dem Extremismus und dem Fanatismus stecken".

Musharraf sagte, der Anschlag sei eine "Verschwörung gegen die Demokratie". Auch international wurde der Anschlag verurteilt. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte: "Die Brutalität dieser heimtückischen Tat erfüllt uns mit Entsetzen."