Die 30-Jährige beschreibt in ihrem neuen Buch ihre Rückkehr in ein fast normales Leben.

Hamburg. 250 000 Kindersoldaten sind nach Angaben von Unicef weltweit im Einsatz. China Keitetsi (30) war eine von ihnen. Sie war die erste Kindersoldatin, die ihre erschütternde Lebensgeschichte veröffentlichte. In ihrem Bestseller "Sie nahmen mir die Mutter und gaben mir ein Gewehr" verarbeitete sie ihre Vergangenheit in Uganda und berührte Hunderttausende Leser weltweit. Am 27. September erscheint ihr zweites Buch unter dem Titel "Tränen zwischen Himmel und Erde" (Marion von Schröder Verlag, 240 Seiten, 19,90 Euro), in dem sie den Weg in ihr neues Leben in Europa schildert: "Zehn Jahre lang musste ich ein Leben führen, das für die meisten Menschen unvorstellbar ist. Die seelischen und körperlichen Wunden aus dieser Zeit werden mich immer begleiten."

Im Alter von neun Jahren wurde China Keitetsi von Soldaten der ugandischen Widerstandsarmee NRA aufgegriffen und zur Kindersoldatin gemacht. Mit achtzehn Jahren floh sie nach Südafrika, wo sie gefoltert wurde. Nach zehn Jahren an der Waffe gelang ihr mithilfe des Flüchtlingskommissariats der Uno 1999 die Flucht nach Dänemark.

Die damals 23-Jährige hoffte, ihre verpasste Kindheit in Europa nachholen zu können. "Ich fühlte mich so unendlich alt und müde. Gleichzeitig sehnte ich mich danach, ein kleines Mädchen zu sein." Die Gedanken an ihre Kinder, die sie in Afrika zurückgelassen hatte, begleiteten sie Tag und Nacht. Ihren neunjährigen Sohn Moses hatte sie in Uganda zurücklassen müssen, ihre vierjährige Tochter Destiny hatte sie kurz nach der Geburt in Südafrika verlassen.

Nach der Veröffentlichung ihres ersten Buches 2002 sprach sie vor den Vereinten Nationen, traf Kofi Annan, Bill Clinton und Nelson Mandela, der sogar ein Gedicht für die ehemalige Kindersoldatin vortrug. In Deutschland lernte sie unter anderem Heide Simonis kennen, die China persönlich "gerne als Mutter gehabt hätte".

Im Dezember 2006 durfte China Keitetsi ihre mittlerweile elf Jahre alte Tochter zu sich holen. Die junge Mutter hat in Ruanda ein Haus gebaut, um mit ihren Kindern in Afrika Wurzeln schlagen zu können. Mehrere Monate im Jahr ist China Keitetsi mittlerweile in der ganzen Welt unterwegs und wirbt um Unterstützung für die von ihr ins Leben gerufene Stiftung "Hilfe für ehemalige Kindersoldaten und afrikanische Kriegsopfer e. V.".

Nach Unicef-Angaben ist der Einsatz von Kindersoldaten derzeit bei 38 Konfliktparteien in zwölf Ländern dokumentiert, darunter afrikanische Staaten, aber auch der Irak, der Nahe Osten und Afghanistan. Hubertus Adam von der Stiftung "Children for Tomorrow" sagte: "Es geht darum, die Kinder ins Leben zurückzuführen." Die Bewältigung der posttraumatischen Störungen sei ein entscheidender Beitrag zur Friedenssicherung. Die Stiftung wurde gegründet von der deutschen Tennis-Ikone Steffi Graf.