HAVANNA. Die einflussreichste Frau Kubas und Gattin des Übergangspräsidenten Raúl Castro, Vilma Espín Guillois, ist am Montag in Havanna gestorben. Kubas "wahre First Lady", Schwägerin von Revolutionsführer Fidel Castro, sei im Alter von 77 Jahren einer schweren Krankheit erlegen, berichtete das Staatsfernsehen. Sie werde im engen Familienkreis in ihrer Geburtsstadt Santiago de Cuba beigesetzt. Der kubanische Staatsrat ordnete eine 24-stündige Trauerzeit wegen des Todes der "Heldin und der aus der Rebellenarmee hervorgegangenen Kämpferin" an.

Fast ein halbes Jahrhundert lang galt Vilma Espín als die einflussreichste Frau in Kuba. Sie war nicht nur Ehefrau von Raúl Castro; als Schwägerin von Fidel Castro übte sie an dessen Seite auch die Rolle der First Lady aus. Im Gegensatz zu Fidels Frau Dalia Sotto del Valle hielt sie sich von der Öffentlichkeit nicht fern. Sie war Mitglied des Staatsrates, des Politbüros und des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei. Sie machte sich für die Rechte der Frauen stark und kämpfte gegen Diskriminierung. Nach einem Studium in den USA hatte sie sich dem Widerstand gegen den kubanischen Diktator Fulgencio Batista angeschlossen. Seit dem Sieg der Revolution 1959 war sie mit Raúl Castro verheiratet.

Fidel Castro (80) gestand unterdessen ein, zum Zeitpunkt der vorübergehenden Machtübergabe an seinen Bruder todkrank gewesen zu sein. "Jahrelang habe ich es durch Glück geschafft, die Tötungsmaschine des Imperiums zu überleben", schrieb er in Anspielung auf die ihm feindlich gesonnenen US-Regierungen in der Parteizeitung "Granma". Nun jähre sich aber bald der Zeitpunkt, zu dem er wirklich krank gewesen sei und "als ich zwischen Leben und Tod schwebte". Vor einigen Wochen hatte Castro, zugegeben, mehrfach operiert worden zu sein. Die genaue Ursache für seine Krankheit bleibt aber ein Rätsel.