Oberleutnant Olaf Keck (39), Bordingenieur in einer Transall der Bundeswehr, ist im Afghanistan-Einsatz. 5000 Kilometer trennen ihn auf dem Stützpunkt Temes an der usbekisch-afghanischen Grenze von seiner Familie daheim in der Nähe von Wunstorf. Tausenden deutschen Paaren und Familien geht es wie den Kecks, wenn - meist - die Männer in die zahlreichen Auslandseinsätze der Bundeswehr ziehen müssen. Aber wie gehen sie persönlich damit um? Welche Ängste und Sorgen beschleichen die Soldaten dort draußen und die Partnerinnen daheim? Olaf ("Oleg") Keck und seine Frau Grit (34) führen Tagebuch darüber, aus dem das Abendblatt in loser Folge Auszüge druckt. Dritter Teil:

3. April

Olaf: So, nun sind unsere Tornados da - und wie ein ehemaliger General jetzt geschrieben hat, nimmt jetzt auch die Luftwaffe an Isaf teil. Da ist die Frage erlaubt: "Und was machen wir hier eigentlich?"

Grit: Heute habe ich tausend Kleinigkeiten erledigen können - Briefe an die Versicherung, Zimmerpflanzen umtopfen, Hof fegen, Kater Horst verlangte nach einer ausgiebigen Spielzeit.Hätte mal wieder Lust auf Olafs perfekt gemachte Bruschetta - aber für mich alleine zu kochen habe ich keine Lust . . .

4. April

Olaf: Nach den Pressemeldungen habe ich heute bei Grit und auch bei meinen Eltern angerufen. Nicht dass sie sich mehr Sorgen machen als nötig. Da standen wieder die buntesten Sachen in den Zeitungen. Wie gefährlich das sei und dass die Tornados an vorderster Front fliegen würden. Ich glaube, wir bewegen uns im gleichen Luftraum, sind langsamer und landen bei unseren Missionen durch Afghanistan öfter, aber wir fühlen uns nicht, als schwebten wir in permanenter Gefahr.

Grit: Oleg hat mir eine E-Mail geschickt, diesmal sogar mit Bild! Ach, mein Oleg . . . Der Nachbar rief über den Zaun: "Na, mal was von deinem Mann gehört? Wenn du was brauchst, dann musst du dich nur melden!"

5. April

Olaf: Wird wohl alles etwas dramatisiert daheim, seit die Tornados hier sind. Besonders bei dem großen Abschied in Schleswig. Verteidigungsminister, Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Generalinspekteur, Luftwaffen-Inspekteur. Haben die eigentlich alle keine Zeit zu kommen, wenn wir hier runtergehen? Grit hat mir am Telefon erzählt, wer beim Geburtstag ihrer Freundin in unserem geliebten Hamburg war und wer so nach mir gefragt hat. Schön zu wissen, dass einige an uns denken.

Grit: Oleg hat das Paket wohl doch nicht vor Ostern bekommen, sonst hätte er sich wohl gemeldet! Dann ist das Paket schon 6 Tage unterwegs - schade!

6. April

Olaf: Grit ist sooo süß - ich habe heute erst das Paket aufmachen können, da war meine coole Sonnenbrille drin. Und kiloweise Ostereier. Die habe ich morgens mit meinen Kameraden noch während des Abflugs gegessen.

Grit: Es ist Ostern! Oleg ist in Usbekistan, Maike im Trainingslager. Ich habe mich mit zwei 24-Stunden-Diensten "versorgt", das schafft Ablenkung.

9. April

Olaf: Hier wird es zunehmend heißer. Um die 30 Grad. Das Osterwetter daheim war ja auch nicht schlecht. Freut mich.

Grit: Ich habe wirklich einen lieben Mann, er hat sich zweimal gemeldet, weil Ostern ist - da stehen wir normalerweise am Osterfeuer an der Elbe . . .

10. April

Olaf: Wenn alles so glattgeht wie bisher, bin ich in zwei Wochen wieder bei meiner Familie.

Grit: Heute hat sich der NDR gemeldet. Die lesen - wie viele andere auch - unsere Geschichte im Abendblatt. Mal sehen, was die Fernsehleute wollen. Vielleicht kann ich dort stellvertretend für Tausende andere Frauen sprechen, wie es einem geht, wenn der Mann im Krieg ist.