STOCKHOLM. Die Ausgaben für Rüstung und Verteidigung weltweit haben im vergangenen Jahr ein Rekordhoch erreicht. Allein auf die USA entfällt fast die Hälfte der Militärausgaben von insgesamt 885 Milliarden Euro, wie das Stockholm International Peace Research Institute (Sipri) gestern bei der Vorstellung seines Jahresberichts in der schwedischen Hauptstadt mitteilte.

Europa ist danach die einzige Region, in der die Militärausgaben rückläufig waren. Relativ betrachtet ist der Nahe Osten die Weltregion, die 2005 am meisten in Sicherheit und Verteidigung investiert hat. Das liegt vor allem an der Aufstockung des Militärbudgets von Saudi-Arabien.

Die US-Militärausgaben, die im vergangenen Jahr 48 Prozent der weltweiten Aufwendungen für Rüstung und Verteidigung ausmachten, schnellten vor allem wegen der Konflikte in Afghanistan und Irak, aber auch wegen der Hilfseinsätze nach den Hurrikanen "Katrina" und "Rita" in die Höhe. Die Regierung von US-Präsident George W. Bush habe nach wie vor die "Neigung" zu einseitigen Militäraktionen, analysiert das Institut. Die außer Kontrolle geratene Lage im Irak hindere Washington derzeit daran, weitere Präventivkriege zu führen.

15 Länder verantworten 84 Prozent des gesamten weltweiten Verteidigungsbudgets. Großbritannien, Frankreich, Japan und China geben jeweils vier bis fünf Prozent des weltweiten Verteidigungsbudgets aus. Nach den USA und diesen Ländern liegt Deutschland laut Sipri an sechster Stelle. Der Rückgang der Militärausgaben in Europa um 1,7 Prozent ist vor allem auf Budgetkürzungen in den westeuropäischen Ländern zurückzuführen. Die größten Einsparungen gab es in Italien und Großbritannien.

Der weltweite Preisanstieg von Erdöl führte dazu, daß die Militärausgaben in den ölexportierenden Staaten Algerien, Aserbaidschan, Rußland und Saudi-Arabien in die Höhe gingen. Das Forschungsinstitut betonte, die Summe der internationalen Rüstungsausgaben könnte noch weit höher ausfallen, wenn der Irak und Katar in die Berechnung einbezogen würden. Die von dort vorliegenden Daten seien jedoch widersprüchlich.

Im Vergleich zum Vorjahr stiegen 2005 die weltweiten Ausgaben um 33 Milliarden Dollar oder 3,7 Prozent. Das entspricht 2,5 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts oder pro Kopf 173 US-Dollar (137 Euro). Während China umgerechnet etwa 25 Euro und Indien 15 Euro pro Kopf in Rüstung investieren, sind es in Israel 1129 Euro und in den USA sogar 1267 Euro pro Bürger.