Hamburg/Berlin. Meldungen über das Aussetzen von Kopfgeldern für das Töten eines deutschen Soldaten sind auch schon bei Verteidigungspolitikern im Bundestag registriert worden. "Ich habe davon gehört, daß es in Afghanistan solche Aufrufe geben soll", sagte der Obmann der Grünen im Verteidigungsausschuß, Winfried Nachtwei, dem Abendblatt. Dies sei allerdings nur schwer zu überprüfen.

Nach Informationen des Abendblatts werben afghanische Terrorgruppen dafür, Bundeswehrsoldaten zu töten, und zahlen angeblich 500 US-Dollar für einen Offizier, 300 Dollar für einen Unteroffizier und 100 Dollar für Mannschaftsdienstgrade. "Offizielle Bestätigungen gibt es dafür nicht", sagt Nachtwei. Auch sei nicht nachzuweisen, ob diese Aufrufe ernst gemeint sind oder Teil einer Art von "psychologischer Kriegsführung".

Nachtwei hält es für wahrscheinlich, daß diese Aufrufe mit der anstehenden Ausdehnung des ISAF-Mandats zusammenhängen, bei der auch die Bundeswehr im Norden des Landes als regionale Führungsnation weitere Aufgaben übernehmen wird. Angesichts der ohnehin instabilen Sicherheitslage am Hindukusch sieht der Grünen-Abgeordnete die im Oktober anstehende Verlängerung des Bundeswehr-Mandats durch die Mordaufrufe aber nicht gefährdet.

"Wir müssen bei einem anderen Punkt sorgfältiger hinsehen - bei der Drogenbekämpfung." Es werde gern so getan, als hätte die Bundeswehr eine zusammenhängende Strategie für dem Kampf gegen den Drogenanbau, der gerade im Norden eine große Rolle spielt. "Das ist nicht der Fall", sagt Nachtwei.

Die Bundeswehr soll bei der Drogenbekämpfung nur logistische Hilfe leisten. Den eigentlichen Kampf sollen die afghanische Armee oder die Polizei übernehmen, die von der Bundeswehr ausgebildet werden. Zwar solle die Vernichtung der Mohnfelder weiter stark vorangetrieben werden, so Nachtwei. Doch dies gehe nicht, ohne den Bauern und den Händlern Alternativen anzubieten.

"Sonst laufen wir in Afghanistan Gefahr, eine ähnliche Situation zu bekommen wie in Kolumbien, wo es mittlerweile eine Art ,Drogenvolksfront' gibt", sagt Nachtwei. Zumal sich schon einige Talibangruppen als "Beschützer" betätigten. "Für die Sicherheitslage am Hindukusch ist es entscheidend, dieses Problem zu lösen."