Washington. Wer von Islam-Faschisten spricht, glaubt kaum an friedliche Lösungen. Vor allem in den USA, aber auch in Europa geißeln Politiker, Historiker und Publizisten die aggressiven Islamisten, die mit allen Mitteln die Welt im Namen Mohammeds und des Korans verändern wollen, mit dem politischen Kampfbegriff Islam-Faschisten. In der islamischen Welt gilt die Verknüpfung ihrer Religion mit einer menschenverachtenden Ideologie als beleidigend.

Oft in Anlehnung an die Thesen des US-Historikers Samuel Huntington vom anstehenden "Kampf der Kulturen" sehen vor allem Konservative, aber auch liberale und linke Denker in den Islamisten die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts - und sagen kriegerische Zeiten voraus. Der britische Labourabgeordnete und Ex-Europaminister Denis MacShane warnt im Magazin "Newsweek" vor der Islamisten-Gefahr in Europa. Frankreichs Präsident Jacques Chirac habe lernen müssen, daß selbst seine Ablehnung des Irakkriegs "Frankreich nicht vor den Islamfaschisten geschützt hat".

In einem Manifest gegen den Islam-Faschismus fordern Intellektuelle wie Salman Rushdie, Talima Nasreen und Bernard-Henri Levi sowie die niederländische Abgeordnete Ayaan Hirsi Ali den Kampf "gegen den neuen Totalitarismus, den Islamismus". Der jüngste Konflikt über die dänischen Mohammed-Karikaturen zeige "die Notwendigkeit des Kampfes für die universellen Werte".

Auch in der US-Politik spielt "Islam-Faschismus" eine wachsende Rolle. Präsident George W. Bush verwendet den Begriff eher selten. Verbände der sieben Millionen Muslime in den USA beschwören Bush, das "Reizwort" nicht zu benutzen, weil es die Gefühle der Muslime "verletzt und sie beleidigt", so der Historiker Prof. Juan Cole. (Universität Michigan).

Dagegen sieht Prof. Stuart Meyer (Universität Evanston) im Islam-Faschismus "unseren größten Feind, der Hegemonie und ein Kalifat weltweit anstrebt". Der Kampf gegen den internationalen Terror sei in Wahrheit ein Krieg gegen "Islamfaschisten, die die Welt zerstören wollen", so der Präsident der in Washington ansässigen "Stiftung zur Rettung der Demokratien", Clifford May.

Auch wenn die Faschisten in Italien oder Deutschland vor allem völkische und militante Nationalisten waren, die Religion und Kirche höchstens instrumentalisierten wollten, sind Parallelen zu den Islamisten frappant. "Die historischen Verbindungen zwischen Faschismus und Islamismus sind stark", es gebe viele Gemeinsamkeiten, sagt der Schriftsteller Marcus Hammerschmitt.

Der Fanatismus und die Opferbereitschaft der Anhänger sowie Rücksichtslosigkeit und Brutalität der Mittel sind zweifellos Kennzeichen beider Bewegungen. Ihre wütende Intoleranz, der Hass auf Homosexuelle und sexuelle Freizügigkeit, die Ablehnung der Frauen- Emanzipation und der glühende Antisemitismus sind den Gefolgsleuten der Regime von Hitler oder Franco ebenso eigen wie den Gotteskriegern von al-Qaida oder den Taliban. "Wie in der Nazi-Ideologie" prangerten Islamisten eine "jüdische Weltverschwörung" an, so der liberale Publizist Paul Bermann. Dabei werde vielfach nicht mal der Vorwand des angeblich imperialistischen Israel vorgeschoben, um den Judenhaß zu rechtfertigen. "Dieser religiös verbrämte Neo-Faschismus" sei keinem Dialog zugänglich, schrieb "Zeit"-Herausgeber Josef Joffe. "Dieser Terror kann nicht beschwichtigt, sondern muß bekämpft werden." (dpa)