MOSKAU. Der zu acht Jahren Haft verurteilte russische Ex- Ölmagnat Michail Chodorkowski hat sich bei den Behörden für die Entsendung in ein Straflager im sibirischen Gebiet Tschita bedankt. Bereits früher habe man zu Zwangsarbeit verurteilte politische Häftlinge dorthin geschickt, ließ Chodorkowski über seine Stiftung in Moskau gestern verbreiten. Der Kreml-Kritiker und frühere Eigentümer des Ölkonzerns Yukos wertet das Urteil wegen Betrugs und Steuerhinterziehung als politisch motiviert.

Chodorkowski darf im Straflager JaG 14/10 bei der Stadt Krasnokamensk, 5500 Kilometer östlich von Moskau, Besuch von seiner Ehefrau empfangen. "Inna Chodorkowskaja steht nach dem Gesetz ein dreitägiger Besuch zu, der am Freitag endet. Die Eheleute verbringen ihre gemeinsame Zeit auf dem Gelände des Straflagers", teilten Chodorkowskis Anwälte mit.

Der einst reichste Mann Rußlands müsse wie jeder andere Strafgefangene auch jeden Tag zwei Stunden lang Fußböden wischen, Müll wegtragen oder ähnliche Arbeiten verrichten, teilte die Strafvollzugsbehörde mit. Chodorkowski, studierter Chemiker und Finanzexperte, wolle während seiner Haftzeit eine Dissertation verfassen. "Er hat zwei Koffer voll mit Büchern mitgebracht", sagte ein Behördensprecher. Nach Angaben seiner Mitarbeiter erträgt er "mutig alle Schwierigkeiten" des Lageralltags an der chinesischen Grenze.