Vizepräsident Garang abgestürzt - viele glauben an Mord

Khartum. Der Ex-Rebellenchef John Garang (60) ist drei Wochen nach seiner Vereidigung als Vizepräsident des Sudans bei einem Huberschrauberabsturz ums Leben gekommen. Der Helikopter mit dem Anführer der früheren Rebellengruppe SPLA (Sudanesische Volksbefreiungsbewegung) verunglückte am Sonnabend im Süden des Sudan, wie Staatschef Omar el Beschir gestern im Fernsehen bekanntgab. Auch Garangs Begleiter und die sieben Besatzungsmitglieder starben. Die Delegation war auf dem Rückweg aus Uganda, wo sie Präsident Museveni getroffen hatte. Als Absturzursache wurde schlechtes Wetter genannt.

Die sudanesische Regierung kündigte umgehend an, sie werde an dem im Januar unterzeichneten Friedensabkommen mit der SPLA festhalten. Im Süden des Landes und in der Hauptstadt Khartum brachen dennoch wenige Stunden nach Bekanntgabe von Garangs Tod schwere Unruhen aus. Aufgebrachte Südsudanesen, die der arabisch dominierten Zentralregierung die Schuld am Tod Garangs gaben, setzten in Khartum Autos und Geschäfte in Brand. Augenzeugenberichten zufolge kamen mehrere Menschen ums Leben. Die SPLA erklärte, daß es bislang keine Hinweise auf einen Anschlag gebe. "Der Tod Garangs kommt zu einem unglücklichen Zeitpunkt. Es besteht die Gefahr, daß viele nicht glauben werden, daß es ein Unfall war", sagte ein Sprecher der Ex-Rebellengruppe in Nairobi. Tatsächlich ist der Todesfall ist für den Friedensprozeß nach Einschätzung von Experten eine Bedrohung.

Khartum und die Rebellen der SPLA hatten mit ihrem Friedensabkommen einen Schlußstrich unter 21 Jahre Bürgerkrieg mit mehr als 1,5 Millionen Toten und vier Millionen Vertriebenen gesetzt. Die Aufnahme Garangs in eine Übergangsregierung war Bestandteil des Vertrags.