Verrat: Karl Rove, mächtiger Berater des US-Präsidenten, soll eine CIA-Agentin enttarnt haben. Jetzt droht ihm das Ende seiner Karriere Washington/Hamburg HA

Über Karl Rove fällt dem amerikanischen Präsidenten George W. Bush eigentlich nur Gutes ein. Sein stellvertretender Stabschef sei der "Architekt" seines Wahlsieges, lobte Bush den 54jährigen in einer Rede im November 2004. Ex-Präsidentenberater John Dilulio bezeichnete Rove als "mächtigsten Berater im Weißen Haus in der modernen US-Geschichte". Seine Gegner sprechen ehrfürchtig von "Karl dem Großen".

Seit kurzem jedoch hängt Bushs bester Politstratege schwer in den Seilen. So sehr, daß der Präsident eilig verkündete: "Wenn jemand ein Verbrechen begangen hat, dann wird er nicht mehr in meiner Regierung arbeiten." Das hörte sich vor einem Jahr noch anders an. Da sagte Bush, daß er jeden feuern werde, der die Identität von Agenten preisgebe. Genau das soll Rove aber gemacht haben. Weshalb die US-Presse die Affäre um die enttarnte CIA-Geheimagentin Valerie Plame flugs "Karlgate" taufte.

Ausgelöst hatte die Affäre der frühere US-Botschafter Joseph Wilson. Der Ehemann von Valerie Plame. Der reiste Anfang 2002 im Auftrag der US-Regierung in den Niger. Dort sollte er Beweise dafür sammeln, daß Saddam Husseins Irak sich aus dem afrikanischen Land Uran für seine Massenvernichtungswaffen besorgt hat. Wilson freilich fand keine Beweise für diesen Vorwurf. Das schrieb er dann nicht nur in einen Bericht, sondern veröffentlichte seine Erkenntnisse auch in einem Beitrag in der "New York Times". Der Regierung hat das offenbar nicht gepaßt. Um seine Glaubwürdigkeit zu zerstören, sagte Wilson kürzlich, hätte die Regierung aus Rache für seine kritische Haltung Journalisten gesteckt, seine Frau selbst hätte ihn zur Reise veranlaßt. Die Enttarnung einer verdeckten Ermittlerin gilt in den USA jedoch als Verbrechen. Und deshalb versucht seither eine Schar von Ermittlern den Schuldigen zu finden.

Daß es Rove ist, kann inzwischen als halbwegs gesichert angesehen werden. Immerhin hat der "Time"-Journalist Matthew Cooper bestätigt, daß es sich bei seiner anonymen Quelle um den Präsidentenberater gehandelt hat. Rove habe jedoch niemals explizit den Namen von Valerie Plame genannt, schrieb Cooper in einem "Time"-Artikel.

Er habe Rove im Juli 2003 angerufen, nachdem der "New York Times"-Artikel von Wilson erschienen war. In diesem Gespräch habe Rove deutlich gemacht, daß Wilsons Frau für die "Agentur" arbeite und damit eindeutig den US-Geheimdienst CIA gemeint. Allerdings sei der Name der Agentin niemals gefallen. Eine Kollegin Coopers, Judith Miller von der "New York Times", wurde in derselben Angelegenheit ins Gefängnis geschickt, weil sie darauf bestand, ihre Quellen geheimzuhalten. Ein Richter ordnete Beugehaft an, weil Miller die Aufklärung einer möglichen Straftat behindere.

Der Präsident will nun aber hart durchgreifen. Bush hat die Entlassung aller Regierungsmitarbeiter angekündigt, die für die Enttarnung der CIA-Agentin Valerie Plame im Jahr 2003 verantwortlich sind. Ob auch Rove dabei ist, weiß derzeit noch niemand. Sein Image ist aber mächtig angekratzt. Rove wird deshalb wohl eifrig Politik-Management in eigener Sache betreiben.