Nach dem Ausstieg Nordkoreas aus den Atomgesprächen hat die Internationale Atomenergiebehörde IAEA auf Wunsch Pjöngjangs die Überwachung der...

Seoul/Wien. Nach dem Ausstieg Nordkoreas aus den Atomgesprächen hat die Internationale Atomenergiebehörde IAEA auf Wunsch Pjöngjangs die Überwachung der Atomanlagen des asiatischen Landes eingestellt. Dies teilte ein Wiener Uno-Diplomat gestern mit. Der Aufforderung Nordkoreas entsprechend wurden innerhalb des Atomkomplexes alle Siegel an verschlossenen Räumen entfernt und die weitere Überwachung durch Kameras unmöglich gemacht. Die Mitarbeiter der IAEA müssen das Land verlassen. Die südkoreanische Regierung hofft aber trotz des Ausstiegs des nördlichen Nachbarn auf eine Fortsetzung der Atomgespräche.

Pjöngjang war am Vortag aus den internationalen Gesprächen über sein Atomprogramm ausgestiegen, nachdem der Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen den jüngsten Raketenstart Nordkoreas verurteilt hatte. Zugleich kündigte das Außenministerium in Pjöngjang an, dass Nordkorea den umstrittenen Atomreaktor im Atomzentrum Yongbyon wieder in Betrieb setzen und gebrauchte Kernbrennstäbe wieder aufarbeiten wolle.

US-Außenministerin Clinton nannte Nordkoreas Entscheidung eine "unnötige Reaktion". Der Uno-Sicherheitsrat sei berechtigt gewesen, mit der Erklärung seine "Besorgnis" auszudrücken, sagte sie in Washington. Die USA hofften, dies nicht nur mit ihren Verbündeten, sondern "irgendwann einmal" auch mit Pjöngjang diskutieren zu können. Auch das britische Außenministerium kritisierte die nordkoreanische Entscheidung als "völlig ungerechtfertigt".

Russland schlug hingegen besänftigende Töne an. "Wir sollten nicht über die Verschärfung der Sanktionen sprechen", erklärte der russische Vize-Außenminister Alexej Borodawkin. Die "wichtigste Aufgabe" sei vielmehr eine Wiederaufnahme der Sechs-Nationen-Gespräche. Auch China hat alle Beteiligten zu Besonnenheit aufgerufen, um die Fortsetzung des Dialogs nicht zu gefährden.

Nach Einschätzung von Beobachtern lässt sich Nordkorea nur in direkten Gesprächen mit der Regierung von US-Präsident Barack Obama zur Rückkehr an den Verhandlungstisch überreden. "Was Nordkorea wirklich will, ist mit der Regierung Obama reden, am liebsten ohne Vermittlung Chinas", sagte John Feffer vom Institute for Policy Studies in Washington.