Mohammed Ajmal Amir Iman soll im November etliche Menschen kaltblütig erschossen haben, als das offenbar zehn Mann starke Terrorkommando mit Angriffen auf mehrere Luxushotels, einen Bahnhof und ein jüdisches Zentrum das frühere Bombay in Angst und Schrecken versetzte.

Mumbai. Zuerst ist von Mohammed Ajmal Amir Iman nicht viel zu sehen. Unter einem dreckigen weißen Bettlaken führen Soldaten den mutmaßlich einzigen überlebenden Attentäter der Terrorserie von Mumbai gestern in den Gerichtssaal im Arthur-Road-Gefängnis von Mumbai. Darunter kommt ein schmächtiger, kleiner Mann zum Vorschein. Er soll im November etliche Menschen kaltblütig erschossen haben, als das offenbar zehn Mann starke Terrorkommando mit Angriffen auf mehrere Luxushotels, einen Bahnhof und ein jüdisches Zentrum das frühere Bombay in Angst und Schrecken versetzte. Sie töteten 165 Menschen. Mit dem jungenhaften Mohammed Ajmal Amir Iman, genannt Kasab, bekommt der Terror von Mumbai ein Gesicht.

Viel ist über Kasab nicht bekannt. Er wuchs im ostpakistanischen Dorf Faridkot in der Provinz Punjab auf, nahe der Grenze zu Indien. Sein Vater soll dort einen Imbiss betrieben haben. Von seiner Mutter ist nur der Vorname Noor bekannt, wie eine britische Zeitung nach den Anschlägen berichtete. Kasab brach im Jahr 2000 die Schule ab und verdingte sich dann als Hilfsarbeiter in Lahore.

Irgendwann soll er der pakistanischen Islamistenorganisation Lashkar-e-Taiba (LeT) beigetreten sein. Dort lernt er, Sturmgewehre zu bedienen und Sprengsätze zu bauen. Irgendwann sei er nach Faridkot zurückgekehrt und habe davon erzählt, Kaschmir befreien zu wollen, erzählt ein Bauer des Dorfes. Die LeT kämpft für die Unabhängigkeit der indisch-pakistanischen Region und soll hinter dem Großangriff auf Mumbai mit 165 Toten und mehr als 300 Verletzten stecken.

Im Gerichtssaal wirkt Kasab irritiert. Er spricht nur Urdu und kann dem auf Englisch und Hindi geführten Prozess nicht folgen. Aber er lächelt, als Richter M. L. Tahaliyani und die Juristen über seinen Rechtsbeistand beraten. Tahaliyani wirft Kasabs Pflichtverteidigerin Anjali Waghmare einen Interessenkonflikt vor.

Die Anwältin hatte zuvor nicht offengelegt, dass sie neben dem Angeklagten auch ein Opfer der Terrorangriffe vom vergangenen November bei dessen Schadenersatzforderung vertritt. Morgen soll der Prozess gegen Kasab fortgesetzt werden. Er hatte für sich einen Anwalt aus Pakistan gefordert. Das Gericht wollte diesen Antrag umgehend nach Islamabad weiterleiten. Bislang sei auf dieses Ersuchen aber nicht reagiert worden. Sollte Pakistan bis heute nicht antworten, werde das Gericht einen neuen Pflichtverteidiger benennen. Richter M. L. Tahaliyani betonte, das Gericht sei verpflichtet, einen Verteidiger zu stellen und ein gerechtes Verfahren zu bieten.