Radikalislamische Taliban haben in der südwestafghanischen Provinz Nimros ein unverheiratetes Liebespaar öffentlich hingerichtet. Provinzgouverneur...

Kabul. Radikalislamische Taliban haben in der südwestafghanischen Provinz Nimros ein unverheiratetes Liebespaar öffentlich hingerichtet. Provinzgouverneur Gholam Dastagir Asaad sagte gestern, die 19-jährige Frau und der etwa 23 Jahre alte Mann seien von zu Hause weggelaufen, als ihre Eltern ihnen die Heirat verweigert hätten. Die Familie der Frau habe die beiden im Distrikt Khosh Rud aufgespürt und an die Taliban ausgeliefert, um über sie richten zu lassen. "Die Extremisten haben sowohl den Jungen als auch das Mädchen durch Schüsse vor einer Ansammlung von Dorfbewohnern sinnlos getötet", sagte Asaad. Khosh Rud grenzt an Helmand, die unsicherste Provinz in Afghanistan.

Asaad räumte ein, in Khosh Rud habe die Regierung weniger Kontrolle als anderswo in der Provinz. Er habe Sicherheitskräfte in den Distrikt geschickt, um die "Mörder" und die Familie des Mädchens festzunehmen. Nach islamischem Recht ist Sex außerhalb der Ehe strafbar. Unter dem Ende 2001 gestürzten Taliban-Regime war es Frauen verboten, das Haus ohne Begleitung eines männlichen Familienangehörigen zu verlassen. Die Taliban haben in den vergangenen Jahren wieder deutlich an Macht gewonnen und in abgelegenen Gegenden des Landes eine Art paralleles Justizsystem aufgebaut, das nach ihrer extrem konservativen Auslegung des islamischen Rechts arbeitet.

Um ihrem erneuten Machtzuwachs entgegenzusteuern, wollen die USA in diesem Sommer 21 000 weitere Soldaten in die Region verlegen.