Reisen zwischen Familienmitgliedern sollen einfacher werden. Fidel Castro gehen die Pläne nicht weit genug.

Washington/Havanna. "Obama öffnet die Tür zu Kuba, aber nur einen Spalt weit", titelte gestern die "New York Times". Der US-Präsident hat eine vorsichtige Wende in der Kuba-Politik eingeleitet: Obama hat das jahrzehntelange US-Embargo gegen das kommunistische Land gelockert und damit einen Kurswechsel gegenüber der harten Haltung seines Vorgängers George W. Bush vollzogen.

Künftig sollen Reisebeschränkungen für Exil-Kubaner ebenso wegfallen wie die Obergrenze für Gelder, die sie aus den USA zur Unterstützung in ihr Heimatland schicken können. Zudem sollen US-Firmen Telekom-Dienste für Kubaner anbieten dürfen. Geprüft werden zudem reguläre Linienflüge zwischen beiden Ländern. Das seit 47 Jahren bestehende Handelsembargo ist damit jedoch nicht aufgehoben. Doch Obamas Sprecher Robert Gibbs machte deutlich, welche Bedeutung allein diese Neuerungen haben: "Der Präsident hat eine ganze Reihe von Schritten verfügt, die das kubanische Volk bei seinem Verlangen nach elementaren Menschenrechten unterstützen sollen."

Die Entschärfung der Sanktionen betrifft etwa 1,5 Millionen Exil-Kubaner. Derzeit dürfen die in den USA lebenden Kubaner einmal im Jahr auf die Karibik-Insel reisen und ihre Verwandten pro Person mit 1200 Dollar jährlich unterstützen. Der Flugverkehr zwischen den Ländern beschränkt sich momentan auf den Charterbetrieb. Mit seinem dezenten Kurswechsel löst Obama auch ein Wahlversprechen ein. Die US-Sanktionen waren verhängt worden, nachdem Fidel Castro 1959 auf Kuba an die Macht kam.

Kubas Revolutionsführer, der das Land von 1959 bis 2008 regierte, war es dann auch, der sich nach Bekanntwerden des Obama-Vorstoßes zu Wort meldete. Castro kritisierte die Aufhebung der Reisebeschränkungen für Exilkubaner als nicht ausreichend: Über die Blockade, die Kuba einen nicht messbaren Schaden zugefügt habe, sei in der Entscheidung kein Wort gefallen, schrieb der 82-Jährige in einem gestern in den staatlichen Medien des Landes veröffentlichten Kommentar.

Empört reagierte Castro insbesondere auf den Hinweis Obamas, dass alles für die Freiheit Kubas geschehe. "Kuba hat Widerstand geleistet und wird es weiter tun", schrieb Castro. "Es wird niemals die Hand ausstrecken, um Almosen zu erbetteln. Wir werden weiter erhobenen Hauptes mit den Brudervölkern Lateinamerikas zusammenarbeiten, ob es nun Gipfeltreffen der Amerikas gibt oder nicht, ob der Präsident Obama ist, eine Frau oder ein Mann, ein weißer oder ein schwarzer Bürger ist."

Castro erinnerte auch daran, dass es inzwischen einflussreiche Kräfte in den USA gebe, die eine Beendigung des Embargos befürworteten. "Kuba beschuldigt Obama nicht wegen der von anderen US-Regierungen begangenen Gräueltaten", schrieb Castro. In Andeutung auf das amerikanische Embargo gegen Kuba forderte er den US-Präsidenten auf, "sein Talent in eine konstruktive Politik einzubringen, um das zu beenden, was ein halbes Jahrhundert lang nicht geklappt hat".

Von Obamas Ankündigungen profitierten am Montag bereits die Aktien von Unternehmen, die Beziehungen zu oder in Kuba haben oder die Aussicht auf künftig gute Geschäfte mit dem Land. So stiegen die Papiere des kanadischen Energie- und Minenkonzerns Sherritt International um 25 Prozent. Sherritt ist in der kubanischen Nickel- und Ölindustrie aktiv. Die Papiere der Kreuzfahrt-Anbieter Royal Caribbean und Carnival stiegen ebenfalls in der Hoffnung auf neue Geschäfte. Der Inselstaat Kuba liegt nur etwa 140 Kilometer von der amerikanischen Küste entfernt.