Er machte sich Notizen, war wissbegierig und bei klarem Verstand: Der 82 Jahre alte Revolutionsführer hat sich nach den Eindrücken seiner amerikanischen Besucher von der Operation gut erholt. “Die Kubaner wollen den Dialog.“

Havanna. Der frühere kubanische Staatschef Fidel Castro hat zum ersten Mal seit seiner Erkrankung vor drei Jahren Mitglieder des US-Kongresses empfangen. Der 82-Jährige traf sich mit drei Abgeordneten. Die demokratische Repräsentantin Barbara Lee berichte, Castro sei sehr gesund, dynamisch und bei klarem Verstand gewesen. Das Treffen dauerte zwei Stunden. Die Abgeordneten besuchten auch sein Haus und trafen sich mit seiner Frau.

"Wir haben uns in seinem Haus getroffen, einem sehr schlichten Haus", sagte Lee. Es sei eine "sehr bewegende" Begegnung gewesen, Castro habe sich viele Notizen gemacht. "Er war sehr wissbegierig und bat uns, ihm mehr Informationen über Dr. King junior zukommen zu lassen". Castro verehre den 1968 ermordeten afro-amerikanischen Bürgerrechtler Martin Luther King. Lee hatte Fidel Castro bereits mehrfach getroffen.

Zuvor hatte sich erstmals seit seiner Machtübernahme sein Bruder, Präsident Raul Castro, mit sechs US-Abgeordneten getroffen. Präsident Barack Obama lässt derzeit die Kubapolitik der USA überprüfen. Die beiden Länder sind seit Jahrzehnten verfeindet.

Lee sagte auf in Washington, es sei an der Zeit, in einen Dialog mit Kuba einzutreten. "Die Kubaner wollen den Dialog. Sie wollen Gespräche. Sie wollen normale Beziehungen." Die Abgeordneten würden ihre Erkenntnisse jetzt der Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, dem Weißen Haus und dem Außenministerium vortragen.

Seit einer Notoperation im Juli 2006 wurde Fidel Castro nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Das Treffen war die erste Begegnung mit US-Politikern seit Jahren. Castro ist zwar nicht mehr Präsident, hat aber weiterhin großen Einfluss in Kuba.

Obama hat nach Angaben von Mitarbeitern nicht vor, das Handelsembargo gegen den kommunistischen Staat zu lockern. Allerdings sollen Beschränkungen im Reise- und Zahlungsverkehr gelockert werden.