Nach heftiger internationaler Kritik hat Afghanistans Präsident ein neues Ehegesetz, das das Familienleben der schiitischen Gemeinschaft regeln soll, zunächst gestoppt.

Kabul. Nach heftiger internationaler Kritik hat Afghanistans Präsident Hamid Karsai ein neues Ehegesetz, das das Familienleben der schiitischen Gemeinschaft regeln soll, zunächst gestoppt. Es räumt Ehemännern weitreichende Verfügungsgewalt über ihre Frauen bis hin zur Vergewaltigung ein.

Artikel 132 in dem Gesetz lautet etwa: "Eine Frau ist dazu verpflichtet, die sexuellen Wünsche ihres Ehemannes zu erfüllen." Ein Mann hingegen sollte jede vierte Nacht bei seiner Frau verbringen und mit ihr mindestens einmal in vier Monaten sexuellen Kontakt haben. Artikel 137 zufolge darf eine Frau im Fall des Todes ihres Mannes nichts erben. Nachdem Änderungen vorgenommen wurden, dürfen Frauen nun immerhin das Haus allein verlassen, um zum Arzt, zur Arbeit oder zur Schule zu gehen. Das Mindestheiratsalter für Frauen wurde von neun auf 16 Jahre angehoben.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat gestern mit Karsai über das Ehegesetz gesprochen und bei dem Telefonat ihre Kritik geäußert. Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) intervenierte bei seinem Kollegen Rangin Dadfar Spanta.