Während der Vermittlungsmission des Uno-Generalsekretärs Ban Ki-moon hat das israelische Militär das Uno-Hauptquartier in der Stadt Gaza beschossen.

Gaza/Tel Aviv. Uno-Mitarbeiter in Gaza sagten, ihr Gebäude sei während der heftigen Kämpfe in der Stadt getroffen worden. Der Sprecher des Uno-Hilfswerks UNRWA, Adnan Abu Hasna, sagte im israelischen Radio, dass zum Zeitpunkt des Beschusses im Umfeld des Uno-Hauptquartiers keine militanten Aktivitäten zu beobachten gewesen seien.

Israel hat sich für den Beschuss entschuldigt. Uno-Generalsekretär Ban sagte, Ehud Barak habe von einem "schweren Fehler" gesprochen und versichert, dass sich so etwas nicht wiederholen werde. Die Uno-Hilfsorganisationen stellten vorerst alle Tätigkeiten im Gazastreifen ein. Auch Care kann nicht mehr weiterarbeiten. Die Organisation sprach von "heftigen Bombardements" rund um die Verteilzentren. Der Komplex, in dem die in Gaza tätigen UN-Hilfsorganisationen ihre Büros haben, beherbergt auch ein riesiges Treibstofflager für die Uno-Fahrzeuge.

Die Situation der Menschen in Gaza ist dramatisch, nach Uno-Angaben gibt es 40.000 schwangere Frauen, täglich kämen 170 Kinder zur Welt. Sie seien von der Hilfe praktisch abgeschnitten. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier forderte erneut eine sofortige Waffenruhe. "Wir brauchen eine humanitäre Waffenruhe, die uns Gelegenheit gibt, die Bevölkerung zu versorgen und gleichzeitig die politischen Gespräche fortzuführen", sagte er am Rande von Gesprächen mit der israelischen Führung in Tel Aviv. "Der Zustand, den wir vor Ausbruch des Konfliktes hatten, darf nicht derselbe sein, sonst würde der Waffenstillstand auch nicht dauerhaft sein", sagte Steinmeier. Seine israelische Kollegin Zipi Livni sagte. "Alle begreifen, dass die Realität sich ändern muss, dass wir mehr Stabilität brauchen."

Auch das Europaparlament hat Israel "mit Nachdruck" dazu aufgefordert, Hilfslieferungen in den Gazastreifen ungehindert zuzulassen. Auch sollte die israelische Regierung der internationalen Presse die Berichterstattung vor Ort erlauben, hieß es in einer Entschließung. Eine israelische Granate schlug in einem Hochhaus ein, in dem mehrere Medienunternehmen, darunter der Fernsehsender al-Arabija, ihre Büros haben. Ebenfalls getroffen wurde das Al-Kuds-Krankenhaus.

Das israelische Vorrücken hatte in der Bevölkerung Panik ausgelöst. Panzer standen nach Augenzeugenberichten nur noch eineinhalb Kilometer vom Stadtzentrum Gazas entfernt. Im ganzen südlichen Stadtgebiet brannten demnach zahllose Wohnungen und Autos. Die Bevölkerung in den Hochhäusern im Stadtteil Tell al-Hawa zeigte sich voller Angst und Verzweiflung. Menschen riefen von Balkonen um internationale Hilfe. Ambulanzen und Sanitäter konnten das Gebiet wegen der schweren Kämpfe nicht mehr erreichen. Militante Palästinenser und Soldaten lieferten sich am Donnerstagmorgen schwere Gefechte. Während die Panzer weiter vorrückten, feuerten militante Palästinenser mindestens 16 Raketen auf Israel ab.