“Prinzipien mit Pragmatismus verbinden“: Beziehungen zwischen West und Ost entspannen sich.

Brüssel/Hamburg. Ein dezentes marineblaues Kostüm mit Silberkette - US-Außenministerin Hillary Clinton hatte für ihren Antrittsbesuch bei der Nato gestern ein gedecktes Kostüm gewählt. Doch nicht nur das war passend. Ihre 25 Nato-Amtskollegen waren vor allem mit dem "frischen Wind" und den versöhnlichen Tönen zufrieden, die die 61-Jährige aus den USA mitbrachte. "Die Nato war zuletzt gespalten", sagte Clinton, in Zukunft aber müsse das Bündnis als "Smart Power" gemeinsam auftreten. "Wir müssen in der Lage sein, unsere Prinzipien mit Pragmatismus zu verbinden. Das ist Smart Power", sagte sie zur Erklärung.

Ganz in diesem Sinne beschlossen die Nato-Außenminister, ein neues Kapitel in den Beziehungen zu Russland aufzuschlagen. Hatte der ehemalige US-Präsident George W. Bush vor gut einem halben Jahr noch darauf gedrungen, dass die Nato nach dem fünftägigen Krieg zwischen Georgien und Russland die Beziehungen zur russischen Regierung eingefriert, so setzte Clinton auf Entspannung. Die Außenminister beschlossen deswegen, den Nato-Russland-Rat wieder einzusetzen. Das erste Treffen auf Ministerebene könnte nach Angaben des Nato-Generalsekretärs Jaap de Hoop Scheffer nach dem Nato-Jubiläumsgipfel am 3. und 4. April stattfinden. Clinton sagte, es sei Zeit voranzukommen. In die Beziehungen zu Russland müsse eine neue Haltung des "Realismus" einziehen. Moskau reagierte positiv. Dies sei ein Schritt in die richtige Richtung, sagte ein Sprecher des Außenministeriums.

Auch das andere Problemfeld mied Hillary Clinton nicht: Afghanistan. Die US-Außenministerin schlug eine internationale Konferenz zur künftigen Strategie für Afghanistan vor, zu dem auch das Nachbarland Pakistan eingeladen werde. Die US-Regierung will Ende des Monats, kurz vor dem Nato-Gipfel in Straßburg und Baden-Baden, seine eigenen Pläne vorstellen. Clinton rief die Verbündeten noch einmal auf, ihr militärisches Engagement am Hindukusch zu verstärken. Das Grenzgebiet Afghanistan/Pakistan sei das Hauptquartier der islamistischen Terroristen. Von dort aus planten sie die weltweiten Anschläge.