Die US-Armee bildet Spezialeinheiten für Pakistan aus. Die CIA liefert im Kampf gegen Taliban und al-Qaida die Informationen.

Hamburg/New York. Im Kampf gegen den Terror sind die USA und Pakistan eine sehr viel engere militärische Zusammenarbeit eingegangen als bislang bekannt war. Die jüngsten Berichte über schwere Verstimmungen zwischen den Regierungen in Washington und Islamabad wegen der zahlreichen zivilen Toten bei US-Luftangriffen in Pakistan haben beide Staaten offenbar dazu veranlasst, das Stillschweigen über das geheime Programm zu brechen. Pakistans Präsident Asif Ali Zardari hat mit einem aufwallenden Anti-Amerikanismus in seinem Land zu tun.

Wie die "New York Times" meldet, trainieren derzeit mehr als 70 Angehörige von amerikanischen Eliteeinheiten Spezialtruppen und paramilitärische Einheiten der Pakistaner im Kampf gegen al-Qaida und die Taliban. Entlang der Grenze zu Afghanistan und in den sogenannten Stammesgebieten im Westen Pakistans ist bereits eine ganze Region unter der Kontrolle der Radikalislamisten. Kürzlich wurde im Gebiet des Swat-Tals in der Nordwestprovinz von den Taliban die grausame islamische Rechtsprechung der Scharia eingeführt. Zahlreiche Menschen, die sich gegen die rigiden Gesetze der Eiferer wehren, sind bereits geköpft, verstümmelt oder ausgepeitscht worden. Mädchenschulen werden von den Taliban niedergebrannt. Auch die Grenzprovinzen Nord- und Süd-Waziristan werden weitgehend von Taliban und al-Qaida beherrscht. Der Vormarsch der Radikalislamisten hat international Besorgnis hervorgerufen; nicht zuletzt, weil Pakistan Atommacht ist.

Die Amerikaner trainieren unter anderem eine neue, 400 Mann starke Kommando-Einheit des paramilitärischen Grenzkorps und versorgen die Pakistaner mit Aufklärungsergebnissen des Geheimdienstes CIA. Die pakistanischen Elitetruppen erhalten eine intensive siebenmonatige Ausbildung. Offenbar sind in Pakistan auch geheime Sondereinheiten der CIA-Abteilung "Special Activities Division" im Einsatz.

Wie ein Sprecher des pakistanischen Militärs mitteilte, konnten aufgrund von CIA-Informationen in den vergangenen sieben Monaten mehr als 60 militante Islamisten getötet oder gefangen werden, darunter mindestens fünf Taliban-Kommandeure.

Aber auch Informationen der pakistanischen Geheimdienste kommen jetzt auf den Tisch. "Beide Seiten haben begriffen, dass dies in ihrem gemeinsamen Interesse ist", sagte der ehemalige pakistanische General und Militäranalytiker Talat Masood.

Auch die Luftüberwachung wird gemeinsam vorgenommen. In der US-Botschaft in Islamabad arbeitet nach dem Bericht der "NYT" zudem ein kleines Team militärischer Fluglotsen aus Pakistan, die dafür sorgen sollen, dass pakistanische F-16-Kampfjets über den Krisenregionen nicht versehentlich US-Kampfdrohnen der Typen "MQ-1 Predator" und der modernisierten Version "MQ-9 Reaper" abschießen. Diese unbemannten, ferngesteuerten Waffenträger sind bewaffnet mit "Hellfire"-Raketen. Die USA nutzen offenbar eine Militärbasis in Shamsi in Südpakistan für Drohneneinsätze.

Doch diese Angriffe, bei denen es immer wieder zu Verlusten unter der Zivilbevölkerung kommt, sind auch in der pakistanischen Führungsebene äußerst umstritten. Wie aus amerikanischen Quellen verlautete, befürchtet der Stabschef der pakistanischen Armee, General Ashfaq Pervez Kayani, dass die US-Luftangriffe die Autorität des pakistanischen Militärs untergraben hätten.

"Diese Angriffe sind kontraproduktiv", sagte Owais Ahmed Ghani, der Gouverneur der Nordwest-Provinz." Die Amerikaner wollten die Lage damit schnell bereinigen, doch "alles, was dabei herauskommt, sind noch mehr Heilige Krieger".