Mit Gregg macht schon der dritte Kabinettskandidat des Präsidenten einen Rückzieher - diesmal aufgrund von Prinzipien.

Hamburg/Washington. Die Abkürzung Rino ist in der Republikanischen Partei der USA nicht sonderlich beliebt. Was gesprochen wie "Rhinozeros" klingt, bedeutet "Republican In Name Only"- Republikaner nur dem Namen nach. Das sind Senatoren oder Abgeordnete, die sich auch mit demokratischen Positionen anfreunden können.

Judd Gregg, Senator aus New Hampshire, ist kein Rino. Dennoch hatte er Präsident Barack Obama seine Unterstützung angeboten, sich gar bereit erklärt, das Amt des Handelsministers zu übernehmen. Diesen Mann auf seine Seite gezogen zu haben, wurde in Washington als deutlichster Erfolg beim überparteilichen Engagement Obamas gewertet, mit dem er die politische Spaltung der Nation zu überwinden gedachte.

Judd Gregg gehört zu den Falken, wenn es um Staatsausgaben geht, und will die ohnehin bescheidenen sozialen Wohltaten in den USA massiv einkürzen.

Und nun stellte sich Gregg vor die Presse und erklärte, "unüberbrückbare Konflikte" - vor allem in Bezug auf das 789 Milliarden Dollar schwere US-Konjunkturpaket - machten es ihm unmöglich, das Ministeramt anzutreten. "Mir ist klar, dass ein Rückzug jetzt unfair ist", räumte der Republikaner ein, "aber das ging mir jetzt einen Schritt zu weit."

Nach dem vorzeitigen Ausscheiden seines designierten Gesundheitsministers Tom Daschle und der als Haushaltswächterin vorgesehenen Nancy Killefer sind Obama damit bereits drei Kandidaten mit Kabinettsrang von der Fahne gegangen, noch bevor die Mannschaft komplett steht. Und fast wäre auch Obamas Star, Finanzminister Timothy Geithner, vorzeitig gescheitert. Dabei war Judd Gregg nur die zweite Wahl für den Posten des Handelsministers: Doch der zunächst vorgesehene Bill Richardson, Gouverneur von New Mexico, zog kurz nach der Nominierung zurück: Korruptionsvorwürfe. Ging es in den bisherigen Personalpleiten um menschliche Verfehlungen wie nicht gezahlte Steuern, nicht versteuerte Angestellte oder unsaubere Vergabe staatlicher Aufträge, so geht Greggs Rückzieher viel tiefer.

"Es war mein Fehler, Ja zu sagen, denn es entsprach nicht meiner Persönlichkeit, die ich 30 Jahre lang war", sagte Gregg auf einer hastig angesetzten Pressekonferenz. "Er fühlte sich in philosophischer Hinsicht unwohl mit der Position, in die er gestellt wurde", mühte sich der republikanische Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell, um eine überhöhte Erklärung. Für Obama, dem es mithilfe der republikanischen Senatorin Susan Collins aus Maine - die sich wegen ihrer Nähe zu den Demokraten bereits heftig mit der Bush-Regierung angelegt hatte - gelungen war, die Unterstützung von drei republikanischen Senatoren für sein Konjunkturpaket zu bekommen, steht nun sein parteiübergreifendes Engagement auf der Kippe. Noch hat er zwei Republikaner im Kabinett: Verteidigungsminister Robert Gates und Transportminister Ray LaHood. Doch die Luft auf dem Capitol Hill wird für Obama dünner.