Premier Gordon Brown will alles tun, um die Wirtschaft zu unterstützen. Nur jeder dritte Bürger glaubt, dass seine Regierung die Krise überwinden kann.

Hamburg. Vom gefeierten Krisenmanager ist nur die Pose geblieben. Die Aktie des britischen Premiers Gordon Brown sinkt ebenso schnell wie Kurse britischer Staatsanleihen und Banken. Nur jeder dritte Brite glaubt in Umfragen, dass die Regierung unter Brown die Antwort auf die schwere Wirtschaftskrise kennt. Vor einem Jahr stand noch jeder Zweite hinter Brown. Das Pfund fällt, die Arbeitslosigkeit steigt mit 6,1 Prozent so hoch wie seit zehn Jahren nicht. Und jetzt gefährden Streiks gegen ausländische Firmen, die eigene Arbeiter mitbringen, auch noch die Energieversorgung im Land.

Gestern legten 600 Leiharbeiter der britischen Atomanlage Sellafield für einen Tag die Arbeit nieder, ebenso 700 Arbeiter der Ölraffinerie Grangemouth sowie Hunderte Arbeiter anderer Raffinerien und Kraftwerke, deren Ausfall zu einer Energieknappheit auf der Insel führen könnte. Begonnen hatten die Proteste vor knapp einer Woche bei der Raffinerie des Ölkonzerns Total in Lindsey. Hintergrund war ein Auftrag des französischen Energiekonzerns Total für das italienische Unternehmen Irem, in Lindsey eine neue Raffinerie zu bauen. Irem brachte dazu seine eigenen Arbeiter aus Italien und Portugal mit ins Königreich.

Wirtschaftsminister Peter Mandelson bekräftigte gestern gegenüber der "Times", dabei sei rechtlich alles in Ordnung gegangen. Mandelson warnte zudem vor einer Isolation des Landes. "Es wäre ein riesiger Fehler, sich von den Regeln zurückzuziehen, wonach britische Firmen in Europa und europäische Firmen in Großbritannien agieren dürfen", sagte er. "Protektionismus wäre der todsichere Weg von der Rezession in die Depression."

Angesichts von Massenentlassungen im Königreich ist für die Gewerkschaften allerdings das Maß voll. "Hier geht es um den Kampf für das Recht auf Arbeit in unserem Land", sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Unite. "Das hat nichts mit Rassismus zu tun." Der Gewerkschafter Bernard McAuley sagte, es gebe genügend ausgebildete Leute in Großbritannien, die an der Raffinerie arbeiten wollten.

Und natürlich fällt in diesen Tagen in Großbritannien immer wieder dieser Satz: "Britische Jobs für britische Arbeiter". Niemand anders als Gordon Brown hat diese Parole vor eineinhalb Jahren kurz nach seinem Amtsantritt ausgegeben, um die Arbeiterschaft zu umgarnen. Während die ihn nun beim Wort nimmt, rudert der Labour-Premier lahm zurück. Der Slogan habe einer besseren Ausbildung für Einheimische gegolten, sagte Brown. Einen Sprecher ließ er mitteilen, die Regierung werde Gespräche über den Fall führen und "alles tun, um die britische Wirtschaft zu unterstützen".

Die Opposition, mit 43 Prozent Zustimmung so stark wie lange nicht, winkt da nur ab. Der konservative Tory-Chef David Cameron sagte, der Premier habe dauernd jedermann über die Globalisierung belehrt und zudem eine Parole der Neofaschisten entliehen: "Der Premier hat die Leute zum Narren gehalten und ist dabei erwischt worden."