Hunderttausende gingen weltweit auf die Straßen, um gegen den Krieg zu protestieren. Allein in Berlin 70 000.

Aus Protest gegen den Irak-Krieg sind gestern rund 200 000 Menschen in Deutschland auf die Straße gegangen. Die größten Demonstrationen gab es in Berlin. Rund 70 000 Kriegsgegner protestierten auf dem Alexanderplatz in der Hauptstadt gegen den Militärschlag der USA. Auch in etlichen anderen Städten äußerten die Menschen bei Demonstrationen ihre Sorge um die Menschen im Irak. Auftakt für die große Protestwelle machten deutschlandweit die Schüler: Alleine in Berlin kamen laut Polizei am Vormittag mehr als 50 000 Kinder und Jugendliche aus allen Teilen der Stadt zusammen, laut "Jugend gegen Krieg" waren es sogar 70 000. Sie zogen von einer Kundgebung auf dem Alexanderplatz weiter in Richtung Brandenburger Tor. Ziel war dabei auch die aus Sicherheitsgründen weiträumig abgesperrte US-Botschaft, vor der die Schüler Protestlieder und -rufe gegen die USA skandierten. Auch regierungskritische US-Bürger demonstrierten in Berlin. Mehrere Tausend forderten unter anderem in Freiburg, Rostock, Bremen, Saarbrücken, Kassel und Karlsruhe ein Ende der Kämpfe. In Stuttgart zogen 15 000 Schüler durch die Stadt. Jugendliche in Heidelberg versperrten das Hauptquartier der US-Landstreitkräfte mit einer Sitzblockade. In Hamburg versammelten sich 2000 Menschen, um zum US- Generalkonsulat zu ziehen. Zu einem Friedensgebet kamen rund 1000 Menschen in der Leipziger Nikolaikirche zusammen. In Nordrhein-Westfalen forderten mehr als 30 000 Menschen ein Ende des Krieges. Auch in München, Hannover und Frankfurt kamen Tausende zu Demonstrationen. Kriegsgegner in Magdeburg protestierten lautlos: In einem Schweigemarsch zogen Hunderte durch die Innenstadt. Das "Netzwerk Friedenskooperative", ein Zusammenschluss von Kriegsgegnern, hatte per Internet und Handzetteln für den "Tag X" zu rund 350 Kundgebungen und Demonstrationen in ganz Deutschland aufgerufen. IG-Metall-Chef Klaus Zwickel appellierte an die 2,6 Millionen Mitglieder seiner Gewerkschaft, an den Anti- Kriegsdemonstrationen teilzunehmen. Die Protestaktionen fanden vor allem auf zentralen Plätzen in den Innenstädten, aber auch vor US-Kasernen statt. Zugleich kündigten die Kriegsgegner an, ihre Proteste fortzusetzen. "Die weltweite Friedensbewegung wird trotz aller Enttäuschung, Trauer und Wut nicht nachlassen, gegen den Angriffskrieg auf Irak zu protestieren und seine sofortige Beendigung zu fordern", hieß es in einer Erklärung des Friedens-Netzwerkes. Frauen-Friedensgruppen riefen in Berlin zu symbolischen Nachtwachen vor der US-Botschaft und anderen diplomatischen Vertretungen auf. Evangelische und katholische Kirche luden in verschiedenen Städten zu gemeinsamen Friedensgebeten und -gottesdiensten ein. Unter anderem in Hessen, Niedersachsen und Bayern läuteten die Glocken zahlreicher Kirchengemeinden. Auch weltweit haben schon wenige Stunden nach dem Beginn des Irak-Krieges Hunderttausende zumeist friedlich gegen die US-Angriffe protestiert. Großdemonstrationen gab es in London, Barcelona, Mailand, Athen, Kairo, Sydney und San Francisco. Auch in Indien, Pakistan, Nepal und Afghanistan kam es zu Kundgebungen. In San Francisco starb ein Demonstrant beim Sturz von der Golden-Gate-Brücke.