US-Präsident Obama lobt Polen als demokratisches Vorbild. Verhältnis zu Russland bleibt betont gut. Debatte um Zukunft Nordafrikas.

Warschau. Die politischen Umwälzungen in Nordafrika waren nicht nur eines der wichtigsten Themen auf dem G8-Gipfel, die USA setzen es auch im weiteren europäischen Dialog ganz oben auf die Tagesordnung. So nutzte der US-amerikanische Präsident Barack Obama seine knapp einwöchige Europa-Reise um über mögliche Zukunftspläne für die Region zu diskutieren. Unter dieser Prämisse stand auch sein Staatsbesuch in Polen. Am Samstag traf er mit der polnischen Führung in Warschau zusammen. Er sprach mit Polens Staatsoberhaupt Bronislaw Komorowski. Auf dem weiteren Programm steht eine Unterredung mit Regierungschef Donald Tusk, sowie mit Vertretern der Oppositionsparteien.

Auf einer Pressekonferenz betonte Obama, dass er in Polen eine regionale Führungsmacht sehe. Wegen seiner Erfolge bei der Förderung der Demokratie und der freien Marktwirtschaft sei Polen ein „Vorbild für die ganze Region“, sagte Obama nach dem Treffen mit seinem polnischen Kollegen Bronislaw Komorowski. Andere Länder wie die Ukraine könnten sich an Polen ein Beispiel nehmen. Polens Aufgabe umriss Obama, „den Weg zur Demokratie“ zu weisen. Der US-Präsident besuchte erstmals seit seinem Amtsantritt das mitteleuropäische Land, das als enger Verbündeter Amerikas gilt.

Am Nachmittag gedenkt Obama der Opfer des Flugzeugunglücks vom 10. April 2010. Beim Absturz der Maschine im russischen Smolensk waren Präsident Lech Kaczynski und 95 weitere hochrangige Politiker, Militärs und Geistliche ums Leben gekommen. Wegen der Aschewolke aus Island hatte Obama damals seine Teilnahme an den Beisetzungsfeierlichkeiten kurzfristig abgesagt. Ausserdem nutzte Obama dioe Gelegenheit mit Staatschefs aus Ost- und Mitteleuropa über eine Unterstützung für demokratische Reformen in Nordafrika zu diskutieren.

Polen wirbt derweil um eine stärkere Militärpräsenz der USA. Es geht unter anderem um die Verlegung amerikanischer F-16-Kampfjets und von Transportflugzeugen samt Personal nach Polen. Warschau will auch an der geplanten Raketenabwehr der Nato beteiligt sein. Geplant ist weiterhin die gemeinsame Erschließung der polnischen Schiefergasvorkommen. Vor der Presse betonte Obama die Bedeutung stabiler Beziehungen zu Russland. Er sei „stolz“ auf diesen Prozess, den er eingeleitet habe. Obama bezeichnete den russischen Präsidenten Dmitri Medwedew als einen „wichtigen Partner“. Bei dem Aufbau einer Raketenabwehr sollte die Nato mit Russland zusammenarbeiten. Das Projekt störe nicht das strategische Gleichgewicht, versicherte der US-Präsident. (abendblatt.de/dpa)