Allein in Berlin haben mehr als 10.000 Menschen bei einem Demonstrationszug gegen Fluglärm am neuen Haupstadtflughafen teilgenommen.

Berlin. Tausende Menschen haben an den großen deutschen Flughäfen gegen Fluglärm protestiert. Am neuen Hauptstadtflughafen in Berlin-Schönefeld beteiligten sich am Sonnabend nach Angaben des Veranstalters rund 10.000 Menschen an einem Demonstrationszug und einer Kundgebung. Auch am Frankfurter Flughafen kamen etwa 10.000 Menschen zusammen, in München waren es 400, in Halle/Leipzig etwa 150. Auch in Düsseldorf und Köln fanden Protestveranstaltungen statt.

Die Aktion am neuen Flughafen in Schönefeld, der Anfang Juni in Betrieb gehen soll, war die bislang größte dort gegen Fluglärm. Sie stand unter dem Motto "Fluglärm macht krank“.

In der Region kämpfen Bürgerinitiativen seit Monaten erbittert um die künftigen Flugrouten. Die Forderung nach einem strengen Nachtflugverbot zwischen 22 und 6 Uhr ist neben dem Flugrouten-Protest und der Ablehnung eines internationalen Drehkreuzes eines der zentralen Anliegen der vom Fluglärm betroffenen Kommunen.

Im Terminal 1 des größten deutschen Flughafens in Frankfurt am Main forderten die Demonstrationsteilnehmer ein ausgeweitetes Nachtflugverbot und die Stilllegung der Nordwestbahn. Die mit dem Urteil des Leipziger Bundesverwaltungsgerichts am 4. April erwartete Bestätigung des sechsstündigen Nachtflugverbots sei nur ein kleiner Schritt in Richtung Lärmbeschränkung. "Wir fordern weiter ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr und eine Deckelung der Starts und Landungen am Tag“, erklärte Michael Wilk vom Bürgerinitiativenbündnis Rhein-Main.

In München wollten sich bei der „Brotzeit in Ruhe“ das Aktionsbündnis Aufgemuckt und der Bund Naturschutz vor allem gegen den Bau der dritten Startbahn und für den Klimaschutz einsetzen. "Es kann nicht sein, dass wir den innerdeutschen Flugverkehr ausbauen, obwohl wir ein gut ausgebautes Straßen- und Schienennetz haben“, sagte Florian Sperk vom Bund Naturschutz.

Die Demonstration fand im öffentlich zugänglichen Bereich des Flughafenterminals 2 statt. Die Münchner stimmen voraussichtlich am 17. Juni in einem Bürgerbegehren über die dritte Start- und Landebahn am Flughafen ab.

Die Proteste am Flughafen Leipzig/Halle richteten sich gegen eine neue Wartungshalle für große Flugzeuge an der Nordbahn. Anwohner fürchten dadurch eine weitere Zunahme des Lärms. Eine Bürgerinitiative will zudem ein komplettes Nachtflugverbot erreichen.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer kündigte an, die Bürger künftig stärker in die Planung großer Verkehrsprojekte einzubinden, um deren Realisierung zu erleichtern. Deutschland müsse sich "als Land der Umsetzung bewähren“, sagte der CSU-Politiker der "Wirtschaftswoche“. Dafür müssten Bürger "früher und besser beteiligt werden“. Kommende Woche soll das "Handbuch Bürgerbeteiligung“ vorgestellt werden, das verschiedene Beispiele für funktionierende Verfahren auflistet. (abendblatt.de/dapd)