Politiker und Umweltorganisationen haben auf der Weltklimakonferenz mehr Anstrengungen gegen Klimawandel gefordert.

Berlin. Deutschland ist bei der Erfüllung der eigenen Klimaziele nach einer vom Umweltministerium veröffentlichten Studie auf einem guten Weg. Allerdings sei ohne rasches Handeln die globale Klimaerwärmung in absehbarer Zeit nicht mehr unter Kontrolle zu halten, sagte Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) am Freitag der Deutschen Welle.

Nach den ersten Verhandlungstagen auf der Weltklimakonferenz im südafrikanischen Durban haben Politiker und Umweltorganisationen mehr Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel angemahnt. Wie aus der Studie mehrerer Forschungsinstitute weiter hervorgeht, werden die Treibhausgasemissionen bis 2020 um rund 35 Prozent sinken. Das selbstgesteckte Ziel, die klimaschädlichen Gase um 40 Prozent zu drosseln, sei "ohne große Schwierigkeiten“ machbar, teilte das Bundesumweltministerium mit.

Röttgen stellte für das kommende Jahr mehrere Gesetzesinitiativen in Aussicht – unter anderem zu Energieeffizienz und Emissionshandel. "Die Energiewende hat gerade erst begonnen“, versicherte der CDU-Politiker. Mit den geplanten weiteren Schritten "liegen wir bei den Umsetzungen der Maßnahmen, die wir im Energiekonzept beschlossen haben, voll im Plan“. In der Deutschen Welle sagte der Minister: "Es wird besonders auf uns geschaut.“ Das deutsche Wort habe Gewicht, "weil wir glaubwürdig sind“.

Entwicklungsorganisationen haben sich in der Vergangenheit immer wieder skeptisch hinsichtlich des Engagements Deutschlands bei der Klimafinanzierung geäußert. Am Freitag starteten die drei Entwicklungsorganisationen "Brot für die Welt“, Germanwatch und Oxfam gemeinsam mit der Heinrich-Böll-Stiftung eine Website, die die finanziellen Hilfen Deutschlands für Klimaschutz und Anpassung in Entwicklungs- und Schwellenländern analysiert.

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Die Internet-Seite zeige, dass Deutschland eine ganze Reihe von Finanzierungsinstrumenten aufgelegt habe und sich auch innovativer Mittel wie Emissionshandelserlöse bediene, sagte der entwicklungspolitische Beauftragte von "Brot für die Welt“, Thomas Hirsch. Dies sei zu begrüßen. Zugleich fügte er hinzu: "Es wird aber deutlich, dass die Mittel noch weit hinter den Zusagen zurückbleiben und noch keine kohärente Gesamtstrategie erkennbar ist.“

Der Präsident des Naturschutzbund Deutschland (NABU), Olaf Tschimpke, bewertete die Verhandlungen in Durban unterdessen zurückhaltend. "Es gibt einzelne Verhandlungsfortschritte, aber es geht bislang nicht schnell genug“, sagte er. Sorgen bereite dem NABU die viel zu geringe Bereitschaft insbesondere der Industrieländer, ihre Klimaschutzziele auf das nötige Niveau anzuheben. "Die Klimaziele selbst müssen viel ehrgeiziger werden, da ist auch die EU gefordert“, verlangte Tschimpke.

Der Potsdamer Klimaforscher Ottmar Edenhofer bekräftigte seine Forderung, den Teilnehmerkreis bei den Verhandlungen auf die größten Industrienationen und Schwellenländer (G 20) zu verkleinern. Die Konferenz sei in einer Sackgasse, sagte der Chefökonom und stellvertretende Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) am Freitag im Deutschlandradio Kultur.

Auch der umweltpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Matthias Miersch, plädierte dafür, gemeinsam mit anderen Staaten voranzugehen. "Auf den großen Durchbruch in den Verhandlungen sollten wir nicht mehr warten“, sagte Miersch. Vielmehr müsse in Zusammenarbeit mit progressiven Staaten eine Dynamik erzeugt werden, "die langfristige Veränderungen ermöglicht“.

Bei der zweiwöchigen Klimakonferenz mit Delegierten aus 191 Staaten und der EU soll in Durban vor allem eine Einigung über die Senkung von Treibhausgasemissionen erzielt werden. Zur Debatte steht ein rechtlich verbindliches Abkommen, das das Kyoto-Protokoll ablösen soll. Ein Großteil der Industrienationen hat ihre Zustimmung zu einem solchen Vertrag von der Bereitschaft von Schwellenländern wie China, Indien und Brasilien abhängig gemacht.

Von Nicole Scharfschwerdt