Veronica Saß hat bei einer Hamburger Rechtsanwältin abgeschrieben. Uni Bayreuth veröffentlicht brisanten Bericht zu Guttenbergs Doktorarbeit.

Konstanz/Hamburg. Plagiats-Affären und kein Ende: Nach dem früheren Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat auch die Tochter des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU), Veronica Saß, ihren Doktortitel verloren. Der Promotionsausschuss der Universität Konstanz hat Saß den Doktorgrad aberkannt. Erhebliche Teile ihrer Arbeit seien abgekupfert, teilte die Universität mit. Die Stoiber-Tochter hatte auch große Teile bei einer Hamburger Rechtsanwältin einer renommierten Kanzlei abgeschrieben: Tanja Eisenblätter. Die Juristin hatte im Hamburger Abendblatt darüber berichtet. Die Uni Konstanz erklärte nun: Der Doktorgrad von Saß sei entzogen worden, weil die rechtlichen Voraussetzungen für seine Verleihung nicht vorgelegen hätten, sagte Rektor Ulrich Rüdiger. Er verwies auf die Regeln wissenschaftlicher Redlichkeit, wonach eine Doktorarbeit ein eigenständiger wissenschaftlicher Beitrag zum Fortschritt eines Faches sein muss. An der Universität Konstanz erkläre jeder Doktorand bei Abgabe der Dissertation, dass die Arbeit selbst verfasst und fremde Literatur als solche gekennzeichnet sei. „Wird diese Grundregel wissenschaftlicher Redlichkeit nachweislich verletzt, ist es an der Universität, ihr wieder Geltung zu verschaffen“, sagte Rektor Rüdiger.

Die Universität Bayreuth veröffentlicht an diesem Mittwoch den mit Spannung erwarteten Abschlussbericht zur Plagiats-Affäre von Guttenberg. In dem mehr als 40-seitigen Bericht kommt die Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“ zu dem Schluss, dass Guttenberg bei seiner Doktorarbeit die Standards guter wissenschaftlicher Praxis grob verletzt und die Prüfungskommission vorsätzlich getäuscht hat. Die Hochschule hatte Guttenberg am 23. Februar den Doktortitel aberkannt. Am 1. März legte Guttenberg sein Ministeramt nieder. Mit Spannung wird der Inhalt der dreiseitigen Erklärung erwartet, die Guttenberg Ende April zu den Vorwürfen abgegeben hat.

Im Ausgang der Affäre um die Doktorarbeit Guttenbergs sieht die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) einen Beleg, „dass das Prinzip Selbstkontrolle in der Wissenschaft funktioniert“. Die Universität Bayreuth habe die Vorwürfe konsequent verfolgt, sagte der DFG-Präsident Matthias Kleiner der Nachrichtenagentur dpa. „Das Ergebnis bezieht sich auf anerkannte Regeln guter wissenschaftlicher Arbeit.“ Alles andere wäre auch eine schlechte Botschaft an die vielen jungen Menschen, die redlich an ihrer Promotion arbeiteten, sagte Kleiner.

Für die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin wird es in ihrer Plagiats-Affäre allmählich eng. Zwar prüft die Universität Heidelberg die Vorwürfe des gezielten Abschreibens noch. Nach Informationen des „Tagesspiegels“ wollen die Heidelberger Koch-Mehrin den Doktortitel aber aberkennen. Grund seien mehrere festgestellte Plagiate in ihrer Dissertation, die als erheblicher Regelverstoß gewertet würden, schrieb die Zeitung unter Berufung auf Universitätskreise. Die Europa-Politikerin war nicht für einen Kommentar zu erreichen. Eine Stellungnahme beziehungsweise Anhörung Koch-Mehrins vor dem Promotionsausschuss der Philosophischen Fakultät steht noch aus. „Die Anhörung ist völlig ergebnisoffen“, teilte die Universität mit. Eine Entscheidung werde es nicht vor Ende Mai, Anfang Juni geben. (dpa/ryb)