Auf einer Großdemonstration zogen am Sonntag Tausende Russen mit ukrainischen Flaggen durch Moskau. Der Protestzug skandierte „Schluss mit Putins Lügen“. Auch in St. Petersburg gingen Hunderte auf die Straße

Moskau. Erstmals seit dem Beginn der blutigen Kämpfe im Osten der Ukraine hat es in der russischen Hauptstadt Moskau eine Großkundgebung von Kriegsgegnern gegeben. Mehrere tausend Demonstranten protestierten am Sonntag gegen die Rolle Russlands in dem Konflikt und riefen Slogans mit scharfer Kritik an Präsident Wladimir Putin, etwa „Putin, hör auf zu lügen!“ und „Ukraine, wir sind auf Deiner Seite!“

Einer der Organisatoren, Sergej Dawidis, sprach von „zehntausenden“ Teilnehmern, die Polizei von 5000. Die Kundgebung begann am Puschkin-Platz, dann zogen die Demonstranten fast zwei Stunden durch die Stadt. Sie skandierten: „Nein zum Krieg in der Ukraine!“ und „Schluss mit Putins Lügen!“ Viele trugen blau-gelbe ukrainische Flaggen. Laut dem Bericht eines AFP-Reporters versammelten sich rund tausend Menschen zu einer ähnlichen Kundgebung in St. Petersburg.

Die ukrainische Regierung und der Westen werfen der Regierung in Moskau vor, die prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine militärisch zu unterstützen. In den russischen Staatsmedien kommt diese Darstellung nicht vor.

„Ich bin überzeugt, dass der Krieg von Putin provoziert wurde“, sagte Wladimir Kaschizin, ein etwa 40 Jahre alter Demonstrant. „Ich will erreichen, dass Putin sich nicht länger in die inneren Angelegenheiten der Ukraine einmischt.“ Der Krieg sei „ein Verbrechen an der Ukraine, den Bewohnern der Ostukraine und den Russen selbst“, sagte der 34-jährige Igor Jasin.

Wegen der harten Repression der Sicherheitskräfte sind regierungskritische Kundgebungen in Russland selten geworden. Der „Friedensmarsch“ vom Sonntag war jedoch genehmigt. In dem Konflikt um die Ostukraine wurde seit April fast 3000 Menschen getötet.