... wenn die Behörden in Thüringen nicht versagt hätten. Erschütternde Einblicke aus dem NSU-Untersuchungsausschuss. Die meisten Zeugen sagten: „Ich kann mich nicht erinnern.“

Erfurt. Die NSU-Mordserie hätte nach Einschätzung des Thüringer Untersuchungsausschusses verhindert werden können, wenn die Ermittlungsbehörden vorher nicht so gravierende Fehler gemacht hätten. Es habe Fehlleistungen bei der Fahndung nach den drei Hauptverdächtigen der Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ gegeben – in einem erschreckenden Ausmaß. Das sagte die Vorsitzende des Thüringer Landtags-Untersuchungsausschusses, Dorothea Marx (SPD), am Donnerstag bei der Vorlage des Abschlussberichts in Erfurt.

Derzeit steht Beate Zschäpe in München vor Gericht, ihre langjährigen Gefährten Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt starben durch Selbsttötung in einem Wohnmobil kurz nach einem Bankraub, der das Auffliegen der Terrorzelle einleitete.

Wenn die Ermittler bereits nach einem Fund von Sprengstoff 1998 in Jena richtig gehandelt hätten, wäre „der weitere Verlauf“ mit hoher Wahrscheinlichkeit anders gewesen. „Das ist die schwere Schuld, die auf Thüringen lastet.“ So steht es in dem Bericht, den Sie hier online einsehen können.

Polizei und Nachrichtendienste waren der Bande aus Thüringen, die für zehn Morde sowie für Sprengstoffanschläge und Banküberfälle bundesweit verantwortlich gemacht wird, jahrelang nicht auf die Spur gekommen. Sie flog erst Ende 2011 auf.

Der knapp 1900 Seiten starke Abschlussbericht ist das Ergebnis von zweieinhalb Jahren Ausschussarbeit. Dazu wurden in 68 Sitzungen über 11.600 Akten ausgewertet sowie 123 Zeugen und Sachverständige zum Teil mehrfach gehört. Die am häufigsten ausgesprochene Feststellung von Befragten sei der Satz gewesen „Ich kann mich nicht erinnern“, sagte FDP-Obmann Heinz Untermann bei der Vorstellung des Berichts.