Barack Obama muss Niederlage einräumen. Erst die Enthauptung des Journalisten James Foley zwang den Präsidenten zur Enthüllung.

Washington. Nach dem Schock über die Enthauptung des Reporters James Foley tritt die US-Regierung mit einer Enthüllung an die Öffentlichkeit: Es habe in diesem Sommer eine Geisel-Rettungsmission in Syrien gegeben. Doch die Aktion schlug fehl. Es seien bei der spektakulären und bislang geheimen Aktion keine Geiseln gefunden worden. Unter den Entführten sei auch James Foley gewesen.

Erst tags zuvor hatte die Terrormiliz Islamischer Staat ein Video im Netz kursieren lassen, das die Enthauptung des seit langem vermissten Journalisten zeigt. Zudem führten die Extremisten den ebenfalls verschleppten US-Reporter Steven Sotloff vor und drohten, er sei als Nächster an der Reihe, sollten die US-Angriffe auf IS-Stellungen im Irak weitergehen.

Doch in einer Reaktion schwor Präsident Barack Obama seine Landsleute auf einen verschärften Kampf gegen den Islamischen Staat ein. Eine solche Gruppe habe keinen Platz im 21. Jahrhundert, sie werde untergehen. Die Staaten der Region sollten gemeinsam „dieses Krebsgeschwür herausoperieren“, erklärte Obama.

Die fehlgeschlagene Rettungsmission sei in diesen Sommer erfolgt, sagte die Anti-Terror-Beraterin im Weißen Haus, Lisa Monaco. Als Geheimdienste den vermeintlichen Aufenthaltsort der Geiseln in Syrien gemeldet hätten und sich die Gelegenheit geboten habe, habe Obama das Pentagon angewiesen, „aggressiv vorzugehen, um unsere Bürger zu retten.“ Obama hatte bereits 2011 eine Kommandoaktion in Pakistan ausführen lassen, um Al-Qaida-Chef Osama bin Laden zu fassen oder zu töten.

Ein Flugzeug habe mehrere Dutzende Soldaten einer Spezialeinheit vor Ort abgesetzt, sagten weitere Regierungsvertreter. Doch statt die Geiseln aufzuspüren, seien sie vor ihrem Rückzug in ein Feuergefecht mit Kämpfern der Terrormiliz Islamischer Staat geraten. Mehrere Extremisten seien dabei getötet worden. Unter den Amerikanern wurde niemand verletzt, doch erlitt einer von ihnen leichte Verletzungen, als das Flugzeug beschossen wurde.

Spektakulärer Einsatz in Syrien wie bei bin Laden

An der Mission waren den Angaben zufolge nahezu sämtliche Abteilungen der Armee beteiligt, die Soldaten erhielten auch Luftunterstützung. Pentagonsprecher John Kirby bekräftigte in einer Erklärung das Bestreben der US-Regierung, die Sicherheit ihrer Bürger zu gewährleisten, vor allem jene in Gefangenschaft. „In diesem Fall haben wir die Besten der US-Armee einer Gefahr ausgesetzt, um unsere Angehörigen nach Hause zu holen. Die Entführung unserer Bürger werden die USA nicht dulden.“

Wann und wo genau die Operation stattfand, wurde mit Verweis auf mögliche künftige Missionen nicht gesagt. Unklar blieb zunächst auch, wie viele Amerikaner die Einheiten retten sollten. Laut unbestätigten Angaben von Regierungsbeamten soll Foley jedoch mindestens einer von vier US-Bürgern gewesen sein, die in Syrien festgehalten wurden. Zwei von ihnen sind vermutlich wie Foley in der Gewalt von Kämpfern des Islamischen Staats. Der vierte, der freie Journalist Austin Tice, verschwand im August 2012 in Syrien und befindet sich womöglich in Gewahrsam der örtlichen Regierungstruppen.

Obama innenpolitisch unter Druck, im Herbst sind Kongresswahlen

Es war das erste Mal, dass die USA seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien offen die Entsendung von Truppen in das Land einräumten. Bis dato hat sich Obama Rufen nach einer Intervention in Syrien verwehrt. Die zögerliche Taktik trug aus Sicht seiner Kritiker zum Erstarken der Extremisten des Islamischen Staats bei, die inzwischen auch große Gebiete im benachbarten Irak kontrollieren.

Die US-Regierung habe nie vorgehabt, mit der gescheiterten Mission in Syrien an die Öffentlichkeit zu gehen, sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, Caitlin Hayden. Doch habe man sich dazu entschlossen, weil eine Reihe von Medien kurz vor einer Berichterstattung über die Operation gestanden hätten. „Die Regierung hätte keine andere Wahl gehabt als es zuzugeben.“

US-Präsident Barack Obama steht unter Druck, der Vormarsch der IS-Milizen im Irak könnte für ihn zum Super-GAU werden, der seine gesamte Strategie zur Beendigung der Kriege im Irak und in Afghanistan zur Makulatur werden lässt. Auch die Dauerkritik der Republikaner, er sei ein Weichei und habe durch sein Zögern und Zaudern im Syrien-Konflikt letztendlich zum Aufstieg der Islamisten beigetragen, trägt langsam Früchte – was nicht zuletzt vor den Kongresswahlen im Herbst misslich ist.