Der Islamische Staat lässt ein Schock-Video im Internet kursieren, das die Tötung eines seit zwei Jahren vermissten US-Journalisten zeigen soll. US-Präsident Barack Obama will am Mittwoch eine Erklärung abgeben.

Washington. Die Terrormiliz Islamischer Staat hat womöglich einen amerikanischen Journalisten getötet. Am Dienstag brachte die sunnitische Extremistengruppe ein Video in Umlauf, das die angebliche Bluttat zeigen soll. Die US-Regierung habe die Aufnahme gesehen und prüfe sie auf deren Echtheit, sagte die Sprecherin des nationalen Sicherheitsrats, Caitlin, Hayden.

Bei dem Opfer soll es sich um den Reporter James Foley handeln. Vor fast zwei Jahren war er im Auftrag der Nachrichtenagentur AFP und der Bostoner Medienfirma GlobalPost in einem umkämpften Gebiet im Norden Syrien unterwegs, als sein Auto von vier Extremisten gestoppt wurde. Seitdem fehlt von dem 40-Jährigen jede Spur.

Nach Angaben zweier US-Regierungsvertreter, die sich das Video angesehen haben, handelt es sich bei dem Mann im Video um Foley. Präsident Barack Obama werde voraussichtlich am Mittwoch eine Stellungnahme dazu abgeben, sagte einer der Gewährsmänner. Auch Foleys Familie bestätigte dessen Tod. Ihr Sohn habe „sein Leben bei dem Versuch gelassen, der Welt das Leid des syrischen Volkes näherzubringen“, schrieb seine Mutter Diane Foley auf einer Webseite, auf der um Unterstützung für dessen Freilassung geworben wurde.

Mit dem Fall befasste ranghohe US-Regierungsvertreter erklärten, der Islamische Staat habe kürzlich als Vergeltung für die jüngsten US-Luftangriffe gegen seine Kämpfer im Nordirak mit der Ermordung Foleys gedroht. Bei ihrem Vormarsch mussten die Extremisten zuletzt einen herben Rückschlag einstecken: Mit US-Unterstützung eroberten irakische und kurdische Truppen diese Woche den strategisch wichtigen Mossul-Damm zurück. Seit dem 8. August hat das US-Militär mehr als 70 Ziele der IS-Kämpfer getroffen, darunter Kontrollposten, Fahrzeuge und Waffendepots.

Das Internetvideo beginnt mit Szenen, in denen US-Präsident Barack Obama seine Entscheidung für die Luftangriffe im Irak darlegt. Dann wird ein kahl werdender Mann in einem orangefarbenen Anzug gezeigt, der auf Wüstenboden kniet. Neben ihm steht ein schwarzgekleideter IS-Kämpfer. Auf dem Bildschirm erscheint Foleys Name in englischer und arabischer Sprache.

Der Islamische Staat geht mit solch unbarmherziger Härte gegen als Ungläubige und Ketzer empfundene Menschen vor, dass sich die Führung der Al-Kaida von der Gruppe abwendete. In den Gebieten, in denen die Extremisten ihre Lesart der Scharia durchzusetzen versuchen, wurden sowohl Soldaten als auch Zivilisten im Stile einer Hinrichtung brutal enthauptet.

Laut dem in New York ansässigen Komitee zum Schutz von Journalisten werden in Syrien rund 20 Reporter vermisst.