Josephine Witt: Haftbedingungen in Tunesien wurden beschönigt. Die Femen-Aktivistin erlitt einen Kollaps und sagt zu Kritikern: „Meine Brüste schaden niemandem.“

Hamburg. Die aus der Haft entlassene Hamburger Femen-Aktivistin Josephine Witt, deren Name offenbar ein Pseudonym ist, hat schwere Vorwürfe gegen die Bundesregierung erhoben. So habe der Menschenrechtsbeauftragte Markus Löning bei seinem Besuch während Witts Haft in Tunis die Situation geschönt. „Wir wurden ständig erniedrigt. Das hat einen komplett zerstört. Wenn ich jetzt lese, wie der Menschenrechtsbeauftragte Markus Löning die Haft verharmlost, werde ich wütend. Die Bundesregierung wollte sich möglichst raushalten“, sagte Witt der „Zeit“. Löning hatte nach dem Treffen gesagt: „Ich besuche viele Gefängnisse, und ich habe schon schlimmere gesehen.“

Während des Gefängnisaufenthaltes sei ihr nur die Hoffnung geblieben. „Ich hasse Hoffnung inzwischen. Sie macht einem klar, wie hilflos man ist.“

Witt behauptet, geschlagen worden zu sein, sie habe einen Kreislaufkollaps erlitten, derzeit werde sie psychologisch betreut. Außerdem sei sie medizinisch untersucht worden, was sie als „Körperverletzung“ empfunden habe. „Wir konnten uns in den vier Wochen einmal duschen, mussten uns anziehen wie Kleinkinder, ich bekam eine rosafarbene Hose und ein Comic-T-Shirt. Vor Gericht wurden wir zwangsverschleiert.“

Außerdem sagte Witt, sie habe sich nicht für den Nackt-Protest mit ihren beiden französischen Mitstreiterinnen entschuldigt: „Meine Aussage wurde falsch übersetzt. Wir haben uns dagegen entschieden, uns zu entschuldigen. Ich bereue nur, dass die Muslime in Tunesien unsere Aktion falsch verstanden haben, und das habe ich dem Richter auch so gesagt. Ich wusste, wenn ich vier Monate in diesem Loch bleiben muss, werde ich nie wieder politische Arbeit machen können. Ich hätte das nicht durchgestanden. Also habe ich ein bisschen Reue gezeigt.“

Die drei Femen-Frauen hätten im Vorwege erwartet, dass sie nach ihrem Protest abgeschoben würden. Ob sie Schaden angerichtet habe, konnte Josephine Witt sehr bestimmt zu beantworten: „Ich glaube, meine Brüste schaden niemandem. Außer dem Patriarchat – und darüber bin ich froh.“