Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten die Überlebenden im KZ Auschwitz. Weltweit wird an diesem Tag der Opfer des NS-Terrors gedacht.

In zahlreichen Gedenkveranstaltungen und Gottesdiensten ist am Sonntag der Opfer der nationalsozialistischen Terrorherrschaft gedacht worden. Landtage und Organisationen erinnerten 68 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz an die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden. Nach den Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) tragen die Deutschen eine „immerwährende Verantwortung“ für die NS-Verbrechen und den Holocaust.

Merkel rief in ihrer wöchentlichen Videobotschaft im Internet dazu auf, die Erinnerung an das „dunkle Kapitel“ der NS-Diktatur wachzuhalten. „Die Shoa war etwas, was einen vollkommen fassungslos macht, auch im Rückblick: Dass Menschen einfach, weil sie Juden waren, vernichtet werden sollten“, sagte die Kanzlerin. Heute könne jeder Einzelne mit Mut und Zivilcourage dazu beitragen, dass Rassismus und Antisemitismus keine Chance haben.

Auch die Bundesländer erinnerten in Gedenkveranstaltungen an die Opfer der NS-Herrschaft. In der KZ-Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar sagte Thüringens Landtagspräsidentin Birgit Diezel (CDU), trotz intensiver Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte seien Antisemitismus und Rassismus bis heute nicht vollständig überwunden.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) rief zur fortgesetzten Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen auf. Diese seien ein Paradigma für den Verlust der Menschlichkeit, sagte er in Gardelegen in der Altmark. Der baden-württembergische Landtagspräsident Guido Wolf (CDU) verwies in Mannheim auf die fortgesetzte Diskriminierung und Ausgrenzung von Sinti und Roma in Europa.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) unterstrich die Notwendigkeit der historischen Forschung, um Abgründe wie den „Zivilisationsbruch“ Auschwitz zu verstehen. Die Demokratie in Deutschland sei heute nicht in Gefahr, sagte Friedrich zum Auftakt einer internationalen Holocaust-Konferenz in Berlin. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) betonte, eine wehrhafte Demokratie müsse gegen extreme Weltanschauungen vorgehen.

Der Holocaust-Gedenktag war auch Thema zahlreicher Gottesdienste. Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs verwies auf die maßlose Grausamkeit in Nazideutschland. Die Kirchen hätten in der NS-Zeit mutiger widerstehen müssen, sagte Fehrs in einer Predigt im Hamburger Michel.

„Das Vernichtungslager Auschwitz ist einer der schrecklichsten Orte der Menschheitsgeschichte“, sagte der hannoversche Landesbischof Ralf Meister: „Dieser Ort bleibt eine fortdauernde Mahnung vor dem, was der Mensch dem Menschen antun kann. Zugleich erinnert dieser Tag an die Verpflichtung, allen Ideologien mutig entgegen zu treten, die Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder Religion ausgrenzen wollen.“

Auch der Berliner Bischof Markus Dröge erinnerte an die Verstrickung der evangelische Kirche in das NS-Regime. Diese sei keine Randerscheinung gewesen, sagte er in einem Gottesdienst in der Berliner Marienkirche. In den Nachkriegjahren sei das eigene Versagen von der Kirche nicht gründlich aufgearbeitet worden.

Der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus war 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog proklamiert worden. Am 27. Januar 1945, wenige Monate vor Ende des Zweiten Weltkrieges, war das Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit worden.