Um Mitternacht (Ortszeit) haben am Dienstag im US-Staat New Hampshire die ersten Wahllokale geöffnet. Innerhalb weniger Minuten waren in den beiden Ortschaften Dixville Notch und Hart’s Location im Norden des Staates bereits mehr als 30 Stimmen bei der Präsidentschafts- und Kongresswahl abgegeben worden

Washington/Dixville Notch. Tag der Entscheidung in den USA: Um Mitternacht (Ortszeit) haben am Dienstag im US-Staat New Hampshire die ersten Wahllokale geöffnet. Innerhalb weniger Minuten waren in den beiden Ortschaften Dixville Notch und Hart’s Location im Norden des Staates bereits mehr als 30 Stimmen bei der Präsidentschafts- und Kongresswahl abgegeben worden. Gemeinsam mit ihren wahlberechtigten Landsleuten in anderen Staaten des Landes entscheiden die Bewohner von Dixville Notch und Hart’s Location darüber, wer künftig das Land regiert: Amtsinhaber Barack Obama oder Herausforderer Mitt Romney.

In den USA entscheidet aber nicht die Gesamtzahl der für einen Kandidaten landesweit abgegebenen Stimmen über den Einzug ins Weiße Haus, sondern der Gewinn von jedem der 50 Staaten zugeordneten Wahlmännerstimmen, mindestens 270. Mit Ausnahme der Staaten Maine und Nebraska fallen dem Sieger alle Wahlmännerstimmen zu. Möglich erscheint ein knappes und widersprüchliches Ergebnis wie 2000, als George W. Bush die meisten Wahlmännerstimmen, der Demokrat Al Gore aber landesweit gesehen die meisten Stimmen bekam. Bush wurde Präsident.

Obama und Romney lagen in letzten Umfragen vor dem Wahltag Kopf an Kopf, mit knappen Vorsprung für Obama. Besonders umkämpft waren bis zuletzt die neun US-Staaten, die traditionell weder demokratische noch republikanische Hochburgen sind – die sogenannten Swing States. Hier versuchten Obama und Romney am Montag noch einmal, Wähler von ihren zentralen Botschaften zu überzeugen. „Das ist nicht nur eine Wahl zwischen zwei Kandidaten oder zwei Parteien“, erklärte Obama in Wisconsin auf einer Kundgebung. „Es ist eine Wahl zwischen zwei Visionen.“

Romney sagte in Virginia: „Unsere Wahl morgen wird zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führen.“ Obama will das riesige Staatsdefizit reduzieren, indem er über höhere Steuern die Wohlhabenden zu einem „fairen Anteil“ heranzieht. Romney konterte in Virginia: „Der Präsident denkt, mehr Regierung (und Bürokratie) ist die Antwort. Mehr Arbeitsplätze sind die Antwort, Amerika!“

Besonders umkämpft sind Ohio – noch kein Republikaner ist Präsident geworden, der diesen Staat nicht gewann. Weitere Swing States sind Florida, Colorado, New Hampshire, Virginia, Wisconsin, Iowa, Nevada. In Virginia und Florida schien Romney zuletzt mit Obama gleichgezogen zu haben oder sogar leicht in Führung zu liegen. In den anderen schien Obama vorn.

Zwtl: Supersturm „Sandy“ könnte Auszählung der Stimmen verzögern

Der Wahlkampf wurde angesichts einer Arbeitslosenquote von 7,9 Prozent von Wirtschaftsthemen dominiert. Aber auch die Sturmkatastrophe an der US-Ostküste könnte noch eine Rolle spielen. Romney versprach die Schaffung von Arbeitsplätzen und kündigte an, die Gesundheitsreform des demokratischen Präsidenten rückgängig zu machen.

Etwa 30 Millionen Wähler haben ihre Stimme bereits abgegeben, entweder per Post oder persönlich. Sie werden jedoch wie alle anderen auch erst am Wahltag ausgezählt. Wegen des Sturms „Sandy“, der vergangene Woche über die Ostküste hinwegzog, könnte es in wenigen Wahlkreisen zu Verzögerungen bei der Auszählung kommen. Als Grund wurde angegeben, dass die Frist für die Auszählung der Briefwahlstimmen verlängert wurde. In New Jersey sollten Sturmopfer ihre Stimmen auch per E-Mail abgeben können, wie es auch Mitglieder der Streitkräfte und US-Bürger im Ausland tun können.

Ebenfalls neu gewählt werden alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus und ein Drittel (33 Sitze) im Senat. Es wird erwartet, dass die Demokraten ihre knappe Mehrheit im Senat verteidigen und das Repräsentantenhaus wieder von den Republikanern dominiert wird.