Beobachter Jürgen Klimke bescheinigt Klitschko achtbares Ergebnis und professionellen Wahlkampf. Die Wahl sei vorher unterwandert worden.

Hamburg/Kiew. Boxweltmeister Vitali Klitschko war nicht der einzige Hamburger, der die Parlamentswahl in der Ukraine hautnah verfolgte. Auch der Wandsbeker Bundestagsabgeordnete Jürgen Klimke (CDU) war dabei – und musste als offizieller Wahlbeobachter der OSZE feststellen: „Die Wahl in der Ukraine war ein Meisterwerk der Täuschung. In meinem zu beobachtenden Wahlbüro gab es keine offensichtlichen Wahlfälschungen, die Stimmenabgabe lief reibungslos und ohne Einschränkungen. Trotzdem war die Wahl vorher geschickt unterwandert und entschieden worden“, sagte Klimke dem Hamburger Abendblatt.

Mit Diktaturen und Schein-Demokratien kennt sich Klimke aus. Er ist Mitglied im Ausschuss für Menschenrechte des Bundestages und reiste bereits nach Nordkorea. Klimke bescheinigte dem Wahlkämpfer Klitschko einen professionellen Wahlkampf und ein „achtbares Ergebnis“. Die Beliebtheit des Wahlhamburgers sei in der Ukraine spürbar gewesen. „Klitschko hat nach einhelliger Meinung aller Wahlbeobachter in Kiew davon profitiert, dass das repressive System um den Präsidenten Janukowitsch, nicht schnell genug war, Gerichtsprozesse und Verleumdungskampagnen gegen ihn und seine Partei zu installieren.“

Die Opposition mit Klitschko und der Partei der inhaftierten Julia Timoschenko musste sich geschlagen geben. Die Auszählungen am Montag zeigten, dass die Partei von Präsident Viktor Janukowitsch gemeinsam mit ihren Verbündeten auf eine Mehrheit zusteuert. Dass Klitschkos Partei Udar überhaupt den Einzug ins Parlament schaffte, ist jedoch ein Erfolg für den Mann, dem seine Heimat am Herzen liegt und der jetzt mit dem Karriereende im Ring liebäugelt. Klitschko ist 41, lange wird er auf Weltklasseniveau nicht mehr boxen können.

Nach Teilergebnissen holte Janukowitschs Partei der Regionen 205 Sitze (35 Prozent). Zusammen mit verbündeten Kommunisten (15 Prozent) und Unabhängigen kommt das Lager des Präsidenten auf 226 der 450 Sitze. Klitschkos Partei (13 Prozent) kommt vermutlich auf den vierten Platz nach der Zahl der Abgeordneten. Er erklärte sich zur Zusammenarbeit mit den Nationalisten sowie dem Oppositionsbündnis um Timoschenkos Vaterlands-Partei (22 Prozent) bereit.

Auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) kritisierte die Wahl. Die Zeit vor der Abstimmung habe auf gewisse Art „einen Rückschritt im Vergleich mit jüngsten landesweiten Wahlen“ dargestellt, erklärte die OSZE. Die Bedingungen seien wegen eines Mangels an Transparenz bei der Wahlkampf- und Parteienfinanzierung, des Missbrauchs staatlicher Ressourcen und des Fehlens einer ausgewogenen Berichterstattung nicht für alle gleich gewesen.