Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund und die Tarifgemeinschaft der Länder einigten sich auf eine Gehaltserhöhung von 3,6 Prozent.

Berlin. Die drohenden Ärzte-Streiks an deutschen Universitäts-Kliniken sind in letzter Minute abgewendet worden. Die Tarifparteien einigten sich am Sonnabend in Berlin auf eine lineare Erhöhung der Gehälter um 3,6 Prozent. Außerdem sei eine Einmalzahlung von 350 Euro vorgesehen, teilte der Verhandlungsführer der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL), Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring (CDU), mit. Eine für Montag in Göttingen geplante Streikaktion von Ärzten aus Hannover und Göttingen entfällt damit ebenfalls.

Auch eine Erhöhung der Zuschläge für Nacht- und Bereitschaftsdienste wurde vereinbart. Für Vollarbeit in der Nacht erhalten die Ärzte ab 1. Januar 2012 pro Stunde einen Zeitzuschlag in Höhe von 20 Prozent anstelle des bisherigen Stundenzuschlages für Nachtarbeit von 1,28 Euro. Auch für nächtliche Bereitschaftsdienste wird künftig ein Zeitzuschlag in Höhe von 20 Prozent je Stunde gezahlt.

"Beide Seiten haben sich bewegt“, sagte Möllring. Der Chef der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Rudolf Henke, sprach von einem 2vertretbaren Kompromiss“, der eine deutliche Verbesserung für die Ärzte bringe. Als Laufzeit für den neuen Tarifvertrag, der sofort in Kraft tritt, wurden 20 Monate vereinbart.

***Ärzte wollen ab kommenden Montag streiken***

***97,4 Prozent der Ärzte an Unikliniken wollen streiken***

Die Einigung gilt für etwa 20.000 Klinik-Ärzte in mehreren Bundesländern. Ohne Kompromiss sollten die Ausstände an Deutschlands Unikliniken am Montag beginnen. Dort liefen die Streikvorbereitungen bis zuletzt auf Hochtouren. Nicht betroffen waren die Länder Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen und Rheinland-Pfalz.

Die Ärztegewerkschaft hatte eine lineare Anhebung der Ärzte-Gehälter um fünf Prozent gefordert. Insgesamt wollte der Marburger Bund (MB) Verbesserungen im Gesamtvolumen von 6,3 Prozent durchsetzen.

Die Ärzte an den Uni-Kliniken im Südwesten sind erleichtert, dass der für Montag geplante Streik in letzter Minute abgewendet wurde. Der gefundene Tarifabschluss sei allerdings ein "schwerer Kompromiss“, sagte die Landesgeschäftsführerin der Gewerkschaft Marburger Bund, Sandra Bigge. Bei der am Sonnabend beschlossenen Erhöhung der Gehälter hätten viele Mediziner auf mehr als die nun vereinbarten 3,6 Prozent gehofft. Dafür seien die höheren Zuschläge bei Nacht- und Bereitschaftsdiensten aber ein wichtiger Schritt nach vorn.

Ohne die Einigung wären in Baden-Württemberg die Kliniken in Ulm, Heidelberg, Tübingen und Freiburg von diesem Montag an bestreikt worden. "Für die Ärzte ist ein Streik immer eins schwerer Schritt“, sagte Bigge. "Wenn sie ihre Patienten sehen und sie nicht behandeln können – das fällt einem Arzt nie leicht.“

Nach fünf Verhandlungsrunden hatte der MB die Gespräche mit der TdL am 30. September für gescheitert erklärt. Bei einer Urabstimmung stimmten dann 97,4 Prozent der MB-Mitglieder für einen Arbeitskampf. Bereits 2006 hatte der Marburger Bund mit dreimonatigen Ausständen den Weg zum ersten eigenen Tarifvertrag geebnet. (abendblatt.de/dpa)